Verliebte führten heimliche Gespräche, heimwehgeplagte Kinder riefen aus dem Klassenlager ihre Verwandten an: Fast jeder hat Erinnerungen an die oft nach Urin und abgestandenem Rauch riechenden Telefonkabinen. Heute sind so gut wie aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Doch es gibt noch Dinosaurier, die überlebt haben.
Diese sind im Besitz der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG). Noch immer gibt es 89 solcher Telefonzellen in der ganzen Schweiz. Die APG nutzt sie als Plakatfassäule. Was viele nicht wissen: Das Telefonieren aus den sogenannten Telecab 2000 ist heute umsonst. Ausgenommen sind Anrufe ins Ausland oder kostenpflichtige Businessnummern. Die Plakate finanzieren die regelmässige Reinigung der Kabinen. Reparaturen werden aber nicht mehr durchgeführt, weshalb die Zahl an gratis Telefonmöglichkeiten stetig sinkt.
In Zürich stehen die meisten
Vor allem in den Städten finden sich noch Kabinen. In der Stadt Zürich stehen knapp 50, 28 in Basel, 9 in Biel, je 1 oder 2 in Aarau, St. Gallen und Winterthur.
Die APG erhebt keine Zahlen darüber, wo oder wie häufig Leute in den Kabinen noch telefonieren. «Sie werden nur noch selten gebraucht», sagt Pressesprecherin Nadja Mühlemann gegenüber Blick. Das Smartphone sei viel praktischer. «Aber wenn das Prepaid-Guthaben oder der Akku zu Neige geht oder Touristen die Roaming-Gebühren für Reservationen im Hotel und Restaurant sparen möchten, dann kommt die Telecab durchaus manchmal gelegen.»
Bundesrat besiegelte das Ende
Seit 2016 sind Telefonkabinen in der Schweiz behördlich beerdigt. Seit damals ist die Swisscom nicht mehr verpflichtet, in jeder Gemeinde einen öffentlichen Telefonanschluss zu unterhalten. Die über 3500 Kabinen der Swisscom wurden rückgebaut. Gemäss Swisscom ging die Anzahl Gespräche zwischen 2004 und 2016 um 95 Prozent zurück.
2018 plädierten Architekten in der «NZZ» vergeblich für den Erhalt einiger Telecab 2000-Kabinen in Zürich und meinten spasseshalber, dass diese in Zukunft allenfalls als «Stationen zum Beamen» genutzt werden könnten.