Totfahrer von Laura (†13) verurteilt - Eltern klagen an
«Er hat sich nie bei uns entschuldigt»

Laura Strebel (†13) kam bei einem Autounfall ums Leben. Der Totfahrer wurde am Montag verurteilt. Mit der Strafe sind die Eltern des Mädchens nicht zufrieden.
Publiziert: 12.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:15 Uhr
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Die Eltern Manuela Strebel und Michael Müller verkraften den Tod ihrer Tochter nicht.
Foto: Toini Lindroos
Von Marlene Kovacs

Der Unfall veränderte das Leben der Familie für immer. Manuela Strebel (36) und Michael Müller (35) verloren am 26. Mai 2013 ihre Tochter Laura († 13). Am Montag stand ihr Totfahrer Ulas S.* (25) vor Gericht.

An jenem verhängnisvollen Sonntagmorgen fährt er morgens um fünf mit einem Audi auf der Wilerstrasse in Bütschwil SG. Er hat ein Promille Alkohol im Blut, ist übermüdet und über 30 km/h zu schnell unterwegs.

Zur gleichen Zeit liefert Manuela Strebel mit ihrer ältesten Tochter Laura in ihrem VW Polo Zeitungen aus. «Laura hat das so gerne gemacht», sagt die Mutter. «An diesem Tag wollte sie unbedingt mit. Ich weiss noch, dass ich Laura nach der Zeit fragte. Danach habe ich keine Erinnerung mehr.»

Als Manuela Strebel, gelernte Mechapraktikerin, von einem Parkplatz in die Strasse einbiegt, rammt Ulas S. sie mit voller Wucht. Laura ist auf der Stelle tot, Manuela Strebel schwer verletzt: Innere Organe sind geschädigt, sie erleidet Brüche der Halswirbelsäule.

Gegen sechs Uhr morgens informiert die Polizei den Vater. «Sie sagten, meine Tochter sei tot und meine Partnerin schwer verletzt», sagt Michael Müller. Vier Tage liegt Manuel Strebel im Koma. Stundenlang wacht ihr Partner am Bett. «Dann wachte sie auf und fragte zuerst nach Laura», sagt Michael Müller. «Ich sagte ihr, dass sie den Unfall nicht überlebt habe.» Nach einem Monat in Spital und Reha darf die vierfache Mutter nach Hause. Bis heute leidet sie auch körperlich unter den Folgen des Unfalls.

«Ich habe noch immer Schmerzen im Genick und am Körper und bin zu 100 Prozent krankgeschrieben», sagt sie. «Es fällt mir auch schwer, mit meinen Kindern zu spielen. Das ist das Härteste.»

Jetzt, gut zwei Jahre nach dem Unfall, muss Ulas S. die Verantwortung übernehmen. Am Montag stand er wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Das Kreisgericht Toggenburg verurteilte ihn zu einer teilbedingten Haftstrafe von 26 Monaten. Sechs Monate davon muss er ins Gefängnis.

«Es mag eine hohe Strafe sein. Für mich als Vater kann sie nie hoch genug sein», sagt Müller. Für ihn und seine Partnerin besonders schlimm: «Der Fahrer hat sich nie bei uns entschuldigt. Nicht einmal vor Gericht. Er hätte doch wenigstens einen Brief schreiben können. Er kommt doch ursprünglich sogar aus dem Nachbardorf.» Totfahrer Ulas S. aber lebt sein Leben weiter wie bisher. Für ihn hat sich nichts geändert.

Wohl aber für die Familie des verstorbenen Kindes. Laura war ein lebenslustiges Mädchen. Ihr Tod hinterlässt eine Lücke. «Vor allem ihre kleine Schwester fragt immer nach ihr», sagt Manuela Strebel. «Laura war und bleibt ein wichtiger Teil von uns. Wir vermissen unsere Älteste sehr.»

*Name der Redaktion bekannt

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