Todesflug AF 447
Schweizer Sunrise-Gründer weint um seine Frau

Veronica (57) besucht ihre Eltern in Brasilien — dann steigt die Frau des Schweizer Millionärs Hans Ivanovitch (57) in den Todes-Airbus.
Publiziert: 04.06.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:54 Uhr
Von Arnaud Bédat und Gabriela Battaglia

Hans Ivanovitch kämpft mit den Tränen. «Ich bewahre noch ein paar wenige Hoffnungsfunken in mir. Doch ich weiss in meinem Innersten, dass ich die Tatsache akzeptieren muss: Meine Frau kommt nie mehr nach Hause.» Dreissig Jahre waren Hans und Veronica Ivanovitch verheiratet. Das Millionärs-Paar hat drei erwachsene Kinder, zwei Söhne, eine Tochter. Die Familie lebt in einer Luxus-Villa bei Genf.

Ivanovitch gründete 1998 das Telekommunikations-Unternehmen Sunrise. Und machte Furore mit dem Spruch: «Das ist das Ende des Tele-Kommunismus». Heute arbeitet er für den französischen Telekom-Riesen Alcatel.

«Wir lernten uns im Hörsaal der Uni Genf kennen», erzählt Hans Ivanovitch. Wie er studierte Veronica damals Wirtschaft. Bis letztes Jahr arbeitete sie zu 50 Prozent in einer Genfer Beratungsfirma. Sie war Schweizerin, doch ihre Familie stammt aus Brasilien.

«Veronica besuchte am Wochenende in Rio de Janeiro ihre Eltern», sagt Ivanovitch. Am 29. Mai feierte sie dort auch ihren 57. Geburtstag. «Ich erfuhr vom Unglück, als mich mein Sohn aus London anrief», erzählt ihr Mann. «Er fragte mich nach der Flugnummer. Ich schaute im Internet nach. Dort sah ich, dass es der Flug AF 447 war.»

Hans Ivanovitch hält kurz inne: «Da verstand ich – es war, als ob die ganze Welt zusammenstürzt.»

Sofort fuhr er an den Flughafen Genf Cointrin. «Air-France-Angestellte betreuten uns. Professionell und gut organisiert. Dann fuhr ich nach Hause.» Dort trauert er nun mit seinen drei Kindern.

Gestern wurde den 228 Opfern in einem Gottesdienst in der Pariser Kathedrale Notre-Dame gedacht. «Man bot uns an, daran teilzunehmen», sagt Ivanovitch. «Wir lehnten ab. Wollten lieber unter uns bleiben, in unserer Intimität.»

Veronica Ivanovitch hatte keine Flugangst. «Sie rief mich noch an, nachdem sie ins Flugzeug eingestiegen war und auf ihrem Platz sass. Wir plauderten einige Minuten.» Hans Ivanovitch: «Ihre letzten Worte waren: Ich liebe dich.»

Unter den sechs Schweizer Opfern der Unglücksmaschine ist auch der Genfer Neurochirurg Christophe Paus. Er war 32 – und schon Vize-Chefarzt an der Uni-Klinik in Lausanne. Sein Bruder Erik erfuhr am Genfer Flughafen von Paus’ Tod. Ein weiteres Schweizer Opfer: EDA-Mitarbeiter Ronald Dreyer (59). Er war bei der Uno-Mission in Genf. Und 1996 war er einer der zwei OSZE-Mitarbeiter, die von 50 Serbinnen in Bosnien als Geiseln genommen wurden.

Die Suche nach den Opfern von AF 447 geht weiter. Ein Unterwasser-Roboter (siehe Grafik, rechts) soll die letzten Zeugen des Unglücks finden: die beiden Black Boxes.

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