Todesfalle Zebrastreifen
Wieviele Menschen müssen noch sterben?

Täglich passieren Unfälle, oft sterben Menschen auf Zebrastreifen. Weil die Städte zu wenig für die Sicherheit tun, meint der TCS.
Publiziert: 30.11.2014 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:47 Uhr
Gemeindepräsident Hans-Peter Berger (51) liess die Zebrastreifen in Langendorf SO sanieren.

Trudy H. († 76) verlor ihr Leben im Oktober – auf einem Zebrastreifen in Langendorf SO. Als sie die Strasse vor dem Restaurant «National» überqueren wollte, wurde die Seniorin von einem Lastwagen überrollt. Es war bereits der zweite tödliche Unfall in diesem Jahr auf einem Fussgängerübergang in Langendorf.

Viele glauben, auf einem Zebrastreifen liesse sich die Strasse sicher überqueren. Doch allein 2013 wurden in der Schweiz 1023 Menschen ausgerechnet dort überfahren – 21 starben. Besonders gefährdet sind Senioren. 70 Prozent der Unfallopfer sind älter als 64.

Jüngstes Opfer starb in der Nacht auf heute

Am 12. November wurde eine Rentnerin in Solothurn angefahren und schwer verletzt. Am 13. November erlitt eine 76-jährige Frau in Innerberg AG schwere Verletzungen. Am 16. November wurde eine 80-Jährige in Arbon TG überrollt – und ebenfalls schwer verletzt. In allen Fällen gaben die Autofahrer an, die Frauen einfach übersehen zu haben.

Erst am letzten Dienstag wurde ein 27-Jähriger in Monthey VS von einem Auto angefahren. Der Mann starb in der Nacht auf heute.

Auch deshalb hat der Touring Club TCS jetzt Zebrastreifen in 21 Schweizer Städten untersucht. Die Experten bewerteten Kriterien wie Gestaltung, Zugänglichkeit und Beleuchtung. Erschreckendes Ergebnis: Die Mehrheit der Zebrastreifen sind mangelhaft – nur ein Drittel gelten als gut oder ausreichend.

Und: Die Städte tun zu wenig, um die Sicherheit an den Übergängen zu verbessern. Die Detailresultate aus Zürich, Olten und Luzern zeigen: In Zürich hat sich im Vergleich zum letzten TCS-Test vor drei Jahren fast nichts getan. Alle schon damals als mangelhaft eingestuften Übergänge sind es auch heute noch.

In Luzern und Olten SO gab es bei immerhin der Hälfte der Streifen Verbesserungen. Positives Beispiel in Olten: Nach einer Sanierung erhielt der Zebrastreifen beim Altersheim an der Solothurnerstrasse die Note «gut».

In Zürich sieht man trotzdem keinen Handlungsbedarf: Man habe auf den vom TCS untersuchten Zebrastreifen in den letzten Jahren keine Fussgängerunfälle registriert, sagt Heiko Ciceri (44), Sprecher der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich. «Insofern drängt es sich nicht auf, diese Fussgängerstreifen zu sanieren.»

Im Rahmen des Programms «Zebra-Safari» überprüfe die Stadt derzeit alle rund 4000 Übergänge.

«Oft kann man mit einfachen Mitteln Fussgängerstreifen sicherer machen», sagt Verkehrsingenieur Olivier Caspar (31). Positiv zu werten sei, dass die Städte inzwischen erste Massnahmen getroffen hätten – «aber man könnte noch mehr machen.»

Doch manchmal helfen auch die aufwendigsten Massnahmen wenig. In Langendorf SO hat die Gemeinde viel Geld in die Sicherheit der Fussgängerstreifen investiert, wie Gemeindepräsident Hans-Peter Berger (51) erklärt. Eine Mittelinsel wurde gebaut, eine Bushaltestelle verschoben.

Warum musste Trudy H. dennoch sterben?

«Alles nützt nichts, wenn Verkehrsteilnehmer nicht aufpassen», sagt Gemeindepräsident Berger resigniert. Er selbst leidet noch heute darunter, dass ein Autofahrer ein Stoppsignal missachtet hat. Vor 31 Jahren wurde Berger angefahren. Seither sitzt er querschnittgelähmt im Rollstuhl.

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