Was ist passiert? «Keiner hat den Unfall beobachtet», sagt Renato Kalbermatten, Sprecher der Walliser Kantonspolizei.
Der Gleitschirm- und Speedflyer-Profipilot aus Thun macht zuerst alles richtig. In einfachem Gelände macht er ein paar Flüge. Erfolgreich. Dann fährt er mit der Bergbahn auf den 3111 Meter hohen Hockenhorngrat im Lötschental. Von dort fährt er auf seinen Skis zum Aussichtspunkt westlich der Bergbahnstation. Dort will er abseits der Pisten seinen kleinen, superschnellen Gleitschirm ausbreiten. Genau nach Vorschrift.
Später sichten Varianten-Skifahrer seinen leblosen Körper zwischen den Felsen unterhalb des Startplatzes. Die alarmierten Retter können nur noch seinen Tod feststellen. «Er muss irgendwie mit den Felsen kollidiert sein», sagt der Polizeisprecher.
Der Sport-Profi und mehrfache Snowboard-Weltmeister Ueli Kestenholz ist bestürzt. Er glaubt zu wissen, wie sich der Unfall abgespielt haben könnte. Per Zufall hat der Pistenchef vom Aussichtspunkt aus den Start des Speedflyers beobachtet. Kestenholz: «Mathias war nicht nur ein ausgezeichneter Pilot. Er war auch ein unermüdlicher Verbesserer. Er hatte im Laufe des Winters einen neuen Schirm entwickelt, der längeres Gleiten auf den Skis ermöglichen soll», sagt Kestenholz.
Am Freitag wollte Mathias mit diesem neuen Schirm, den er zuvor bloss zwei- oder dreimal geflogen hatte, einen weiteren Testflug machen. Kestenholz: «Offenbar haben sich während der Startphase nicht alle Luftkammern gefüllt und der Schirm flog noch nicht richtig, als Mathias ins felsige Couloir kam.»
Der Flug von Mathias Roten endete mit einer Tragödie.
«Jetzt ging er halt, ohne Adieu zu sagen», sagt Kestenholz traurig.
Er habe einen Freund verloren, mit dem ihn nicht nur eine grosse Leidenschaft für das Speedflying verband.
«Für kommenden Mittwoch war ich mit ihm verabredet. Wir wollten unsere nächsten Projekte besprechen. Ich wollte ihm weitere tolle Berge zeigen, an deren Flanken entlang wir in die Täler hätten gleiten können», sagt Kestenholz.
Er wird seinen verunglückten Freund nie vergessen.
«Er war ein extrem positiver Mensch, der mich mit seiner Leidenschaft angesteckt hat. Der konsequent das Motto ‹Carpe diem› gelebt hat.» Nutze den Tag. «Mathias hinterlässt ein grosses Loch. Nicht nur bei seiner Familie, sondern auch bei seinen Freunden.»
Immer wenn Kestenholz in Zukunft seinen Speed-Schirm über sich hochziehen wird, werden auch die Erinnerungen an Mathias Roten hochkommen, der ihn mit dem Speed-Fliegen vertraut gemacht hat.
Das unvergesslichste gemeinsame Abenteuer erlebten die beiden fast exakt vor einem Jahr. Während eines einzigen Tages starteten sie von den Gipfeln des Eigers, des Mönchs und der Jungfrau und pfeilten jeweils innert weniger Minuten zu Tal.
Dieser Speedflyer-Marathon ist Teil des spektakulären Sportdokfilmes «Play Gravity» des Hilterfinger Regisseurs Samuel Gyger. Im Kinofilm sieht man auch, wie Roten zusammen mit einem anderen Akro-Piloten bislang unerreichte Synchron-Akrofiguren fliegt.
Der nervenstarke Mathias Roten meisterte in der Vergangenheit mehr als einmal brenzlige Situationen bravourös. Im letzten Sommer kollidierte er während einer Gleitschirm-Synchron-Akro-Show mit seinem Partner. Während dieser den Rettungsschirm warf, stabilisierte der Profi Roten ungerührt seinen Hauptschirm und landete lachend wie gewohnt.
Die Branche ist schockiert. Mathias Roten war einer der Besten seines Faches. Er war Testpilot für Gleitschirme und Speed-Schirme, aktiver Weltcup-Pilot, Weltcup- Team- und Synchron-Akrobatik-Gewinner.
In der im Vergleich zu den Gleitschirmern noch immer kleinen Gruppe der Speedflyer zählte er zu den Experten. Anfang 2007 demonstrierte er bei «10vor10» mit Ueli Kestenholz die junge Sportart. Dabei sieht man, wie die Speedflyer mit Tempi von über 100 km/h und damit fast so schnell wie Segelflugzeuge knapp über Steilhänge, Wälder, Felsen und auch zwischen Felsen hindurchjagen.
«Das Gefährliche bei dieser ausgesprochenen Randsportart sind die Bodennähe und die Geschwindigkeit», sagt der Zentralschweizer Gleitschirm-Experte Hansruedi König. «Fehler haben blitzartige Konsequenzen. Speedflying ähnelt mehr dem Fallschirmspringen in der Landungsphase als dem vergleichsweise gemütlichen Gleitschirmfliegen.»
Mathias Roten ist nicht das erste prominente Opfer der kleinen, schnellen Speed-Schirme. Vor etwas mehr als einem Jahr knallte der Walliser Bergführer Sébastien Gay (28) in vollem Flug in einen Felsbrocken und starb vor den Augen seiner prominenten Frau Géraldine Fasnacht (24).
Eine Mischung zwischen Skifahren und Gleitschirmfliegen. Die Piloten rasen mit Geschwindigkeiten bis 120 km/h zu Tal. Geländeabsenkungen werden übersprungen, bevor im Pulverschnee wieder für eine kurze Strecke weiter gecarvt wird. Die Speedschirme haben eine Fläche von 10 bis 14 Quadratmetern.
Eisklettern
Geklettert wird in senkrechten Wasserfällen, riesigen Eiszapfen und Eiswänden. Eisklettern ist anerkannter Wettkampfsport. Beim Mixed-Klettern wechseln sich Felspartien und Eis-Kletterpassagen ab.
Freitauchen
Der Taucher benutzt nur seinen eigenen Luftvorrat zwischen Ein- und Ausatmen. Älteste Form des Tauchens. Mit einer Schlittenkonstruktion wird sehr schnell Tiefe erreicht. Rekord: 214 Meter.
Freiklettern
Klettern an Felsen, Klippen und Kunstwänden nur mit Händen und Füssen. Seil oder Haken dürfen nur der Sicherheit dienen. Beim Free-Soloklettern fehlen sie ganz.
Base Jumping
Fallschirmspringen von festen Objekten. Base Jumper tragen oft keine Reserve-Fallschirme, springen von Gebäuden, Brücken und Felsen. Sie versuchen dabei, so lange wie möglich frei zu fallen. Lauterbrunnen BE gilt als Schweizer Base-Jumper-Eldorado.
Hannes Heldstab
Eine Mischung zwischen Skifahren und Gleitschirmfliegen. Die Piloten rasen mit Geschwindigkeiten bis 120 km/h zu Tal. Geländeabsenkungen werden übersprungen, bevor im Pulverschnee wieder für eine kurze Strecke weiter gecarvt wird. Die Speedschirme haben eine Fläche von 10 bis 14 Quadratmetern.
Eisklettern
Geklettert wird in senkrechten Wasserfällen, riesigen Eiszapfen und Eiswänden. Eisklettern ist anerkannter Wettkampfsport. Beim Mixed-Klettern wechseln sich Felspartien und Eis-Kletterpassagen ab.
Freitauchen
Der Taucher benutzt nur seinen eigenen Luftvorrat zwischen Ein- und Ausatmen. Älteste Form des Tauchens. Mit einer Schlittenkonstruktion wird sehr schnell Tiefe erreicht. Rekord: 214 Meter.
Freiklettern
Klettern an Felsen, Klippen und Kunstwänden nur mit Händen und Füssen. Seil oder Haken dürfen nur der Sicherheit dienen. Beim Free-Soloklettern fehlen sie ganz.
Base Jumping
Fallschirmspringen von festen Objekten. Base Jumper tragen oft keine Reserve-Fallschirme, springen von Gebäuden, Brücken und Felsen. Sie versuchen dabei, so lange wie möglich frei zu fallen. Lauterbrunnen BE gilt als Schweizer Base-Jumper-Eldorado.
Hannes Heldstab