Tierschutz macht sich Sorgen um Schlangen, Echsen und Co
Reptilien-Hölle Schweiz

Schlangen, Schildkröten, Echsen: Viele dieser Reptilien müssen in Schweizer Haushalten leiden. Das zeigt eine Studie des Tierschutzes.
Publiziert: 15.02.2017 um 17:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:09 Uhr
Foto: imago/GFC Collection
Coya Vallejo

Reptilien sind in der Schweiz beliebte Haustiere. Seit den 1990er-Jahren herrscht ein Boom. Gemäss Schätzungen des Verbands für Heimtiernahrung gibt es über 300’000 Reptilien in Schweizer Haushalten. Königspythons, Bartagamen und Europäische Landschildkröten sind besonders begehrt.

Für die Beliebtheit der Reptilien gibts mehrere Gründe: «Die Faszination für das Ungewöhnliche, die speziellen Farben sowie die gute Verträglichkeit bei Allergikern spricht viele Leute an», sagt Martina Schybli vom Schweizer Tierschutz (STS).

Reptilien leiden im Stillen

Die Tierärztin hat sich mit den Schattenseiten des Booms beschäftigt. In einer Studie kommt sie zum Schluss, dass die Tiere zum Teil unter prekären Zuständen gehalten werden. Oft seien die Halter schnell überfordert mit der Pflege der Tiere und hätten nicht mit so viel Aufwand gerechnet.

Denn die Haltung der wechselwarmen Tiere ist schwierig: Im Terrarium müssen spezifische Klima- und Lichtverhältnisse sowie passende Landschaftsstrukturen künstlich hergestellt werden. Das Fachwissen fehlt aber vielen Reptilienhaltern.

Dazu kommt: Die Tiere leiden meist im Stillen. «Reptilien machen sich nicht wie Hunde oder Katzen bemerkbar», sagt Schybli zu BLICK. Ein ungeschulter Halter könne deshalb Missstände leicht übersehen.

Impulsive Käufe 

Zudem ist ein Kauf vielfach unüberlegt. Angebote im Internet begünstigen solche impulsiven Käufe. «Man will den Wunsch nach einem Tier möglichst schnell befriedigen – gleichzeitig hat die Bereitschaft für Aufwand meiner Meinung nach abgenommen», sagt Schybli. Es brauche mehr als ein Terrarium und eine Lampe zu kaufen und ein Reptil hineinzusetzen.

Das Fachwissen holen sich viele im Netz. Die dortigen Angaben sind aber mit Vorsicht zu geniessen: «Im Internet stehen viele gute Ratschläge – doch auch viele schlechte. Bei einer solchen Informationsflut ist es für den Laien schwierig, nur das Gute herauszufiltern.»

Tierschutz fordert Kurse für Reptilienhalter

Um die Reptilienhaltung in der Schweiz zu verbessern, seien vor allem zwei Sachen wichtig: «Die rechtlichen Grundlagen sowie die Sensibilisierung in der Bevölkerung müssen verstärkt werden», sagt Schybli. Sie schlägt Kurse für die Halter und eine Meldepflicht für alle Reptilien vor. (coy)

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