Der Hof von Schweinezüchter Markus von Dach (39) im Berner Seeland produziert konventionell, dies aber vorbildlich. Der Dachverband Suisseporcs wählte den Familienbetrieb in Kappelen BE aus, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Als erster Schaubetrieb empfängt von Dach auf seinem Hof am kommenden Samstag Besucher aus der ganzen Schweiz.
Was die Gäste erwartet? Informationen über die Haltung der Tiere sowie Spiele und Schweinsbratwurst vom Grill. «In Zukunft können sich Besucher auf unserem Hof regelmässig ein Bild von unserer Arbeit machen», sagt Markus von Dach. Er betreibt seit 2001 einen neuen Stall nach konventionellen Methoden. Um einen guten Blick zu den hundert Muttertieren und ihren Ferkeln zu gewährleisten, hat er Podeste aufgebaut und eine Lichtanlage installiert.
Mit dieser Transparenz-Offensive will Suisseporcs ein Stück weit das Vertrauen der Konsumenten in die Schweinezucht zurückgewinnen. Das hat nachhaltig gelitten wegen hohem Antibiotikaverbrauch und anderen Skandalen. Wohl auch deshalb konsumieren wir Schweizer immer weniger Schweinefleisch.
Gleichzeitig ist die Produktion immer effizienter. Als Folge sinkt der Preis, den die Züchter für ihr Fleisch bekommen, kontinuierlich. Das bereitet Adrian Schütz (50), dem stellvertretenden Geschäftsführer von Suisseporcs, Sorgen: «Wir wollen mit dem Betrieb von Markus von Dach unter anderem das Vertrauen zurückgewinnen, indem wir zeigen, wie hoch die Mindeststandards sind.»
Das wiederum stösst beim Schweizer Tierschutz (STS) auf Kritik: «Wenn schon», findet STS-Geschäftsführer Hans-Ulrich Huber (61), «sollte ein Labelbetrieb gezeigt werden.» Denn diese Betriebe, die Fleisch für Labels wie Naturaplan, Terra Suisse oder Bio produzieren, haben viel höhere Standards bei der Tierhaltung. Zwar entsprächen konventionelle Betriebe den gesetzlichen Mindeststandards, sagt Huber, «aber mit dem Tierwohl sind sie nicht vereinbar.»
Suisseporcs kontert, man habe bewusst einen konventionellen Vorzeigebetrieb ausgewählt. Adrian Schütz: «Uns geht es um Transparenz. Wir wollen dem Publikum zeigen, wie hoch die Standards auch in einem durchschnittlichen Schweizer Betrieb sind.» Züchter Markus von Dach verweist auf die hohen Investitionen für eine Auslaufhaltung. Ausserdem sei die bei der Zucht nicht so wichtig, da sich die Tiere auch in der freien Natur in eine Wurfhöhle zurückziehen.
Welche Säuli also sind wirklich fideler? Für den Schweinezüchter Germann Füglistaller (42) aus Unterlunkhofen AG ist klar: «Meine.» Er führt einen Labelbetrieb. Regelmässig prüfen unabhängige Kontrolleure, ob seine Ferkel Auslauf und in den Boxen eine mindestens 15 Zentimeter hohe Strohschicht haben. Als er vor 18 Jahren auf Schweinezucht setzte, war für ihn klar, dass er nach höheren Standards produzieren will. Inzwischen tun dies über die Hälfte aller Betriebe. Doch auch sie spüren die tieferen Preise für Schweinefleisch: «Am Ende», sagt Füglistaller, «entscheidet der Konsument, was er kauft.»