Tierheim kriegt nur 20 Prozent
Profi-Spendensammler arbeiten in eigene Tasche

Das Angebot klingt verlockend: Der Verein Lafam verspricht wohltätigen Organisationen, Spenden für sie einzutreiben. Gesammelt wird zwar tatsächlich, doch das Geld landet nicht da, wo es eigentlich sollte.
Publiziert: 12.11.2019 um 22:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2019 um 22:05 Uhr
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Hundetrainer und Tierpsychologe Ernst Krüsi aus Zürich beendete die Zusammenarbeit mit den Spendensammlern.
Foto: zVg

Tierheim-Besitzer Ernst Krüsi könnte monatlich 2000 bis 3000 Franken gut gebrauchen. Deshalb schien ihm das Angebot von zwei professionellen Spendensammlern des Vereins Lafam vernünftig. Sie boten ihm an, für sein Tierheim Geld zu sammeln. Mehrere Tausend Franken könnten so regelmässig zusammenkommen, hiess es.

Dass er nur 20 Prozent des gesammelten Geldes für sein «Tierheim Easy» bekommen würde, erschien ihm zuerst nicht verdächtig. Denn der Verein überwies ihm tatsächlich mehrmals Geld. Doch die Zahlungen wurden immer unregelmässiger, die überwiesenen Beträge immer tiefer. Insgesamt erhielt er innerhalb rund eines Jahres etwas über 3000 Franken.

1080 statt 180 Franken abgezogen

Wie die Sendung «Kassensturz» von SRF berichtet, erhielt Krüsei im Laufe der Zeit immer mehr Anrufe von verunsicherten Spendern. «Eine Frau wurde fast bedrängt, eine andere sagte, man habe ihr per Lastschriftverfahren Geld abgezogen, obwohl das nicht so abgemacht war.»

Offenbar zockten die Spendensammler gutherzige Menschen schamlos ab. Wie es weiter heisst, haben die Spendensammler von Lafam zum Beispiel Lehrling Riccardo Mazzeo auf der Strasse zu einer Spende von 180 Franken überredet. Statt des vereinbarten Betrages wurden ihm danach per Lastschriftverfahren 1080 Franken abgezogen. Als er sich beschwerte, erhielt er keine Antwort.

Krüsi kündigte schliesslich die Zusammenarbeit mit Lafam.

80 Prozent sollte an Projekte gehen

Swissfundraising, der Verband der Spendensammler, kritisiert den geringen Anteil der Spenden, den der Verein Lafam an die wohltätigen Organisationen auszahlt: «Das ist unseriös, 20 Prozent sind nicht genug. Wenn man für ein Projekt sammelt, ist das Verhältnis bei etablierten Organisationen genau umgekehrt: Mindestens 80 Prozent der Einnahmen gehen an die Projekt- und Programmarbeit.»

Gegenüber dem «Kassensturz» packt zudem ein anonymer Insider aus: Lafam habe täglich mit drei bis sechs Mitarbeitern gesammelt. «Jeder Sammler machte pro Tag insgesamt 250 Franken.» Das Geld hätten sie nach dem Sammeltag aufgeteilt, die eine Hälfte nahmen die Sammler, die andere Hälfte ging an Lafam. «Sie steckten das Geld in ihr Portemonnaie. Wenn man nachfragte, sagten sie, die Details würden uns nichts angehen.»

Lafam bestreitet die Vorwürfe. Inzwischen haben die Betreiber ein neues Projekt: Pro-Gypsy. Selbsterklärtes Ziel des «Gemeinnützigen Vereins» ist es, Kindern zu helfen und Tierheimen unter die Arme zu greifen. (noo)

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