Thomas N. soll vor der Tat oft nach der Opferfamilie gesucht haben
Half Kommissar Google bei der Tätersuche?

Eines ist sicher: Jeder, der ein Handy oder einen PC hat, hinterlässt Spuren in der digitalen Welt. Und diese können im Notfall gerichtlich zurückverfolgt werden. Wie beim Killer von Rupperswil AG. Thomas N.* (33) soll vor dem Vierfachmord sogar mehrfach nach der Opferfamilie gegoogelt haben.
Publiziert: 09.06.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:50 Uhr
1/2
Thomas N. soll vor der Tat oft nach der Opfer-Familie gesucht haben.
Foto: ZVG
Ralph Donghi

Der Mörder von Rupperswil AG war oft am Handy oder am Tablet zu sehen. Jetzt deutet immer mehr darauf hin, dass Thomas N.* (33) genau diese Spuren im Internet zum Verhängnis wurden.

So soll Thomas N.* (33) nach BLICK-Informationen vor der geplanten Tat sogar oft die Opferfamilie Schauer gegoogelt haben. «Wir können keine konkreten Fälle kommentieren», sagt ein Google-Schweiz-Sprecher nur.

Der ehemalige Basler Kriminalkommissar Markus Melzl (64) jedoch bestätigt, dass es technisch möglich ist, herauszufinden, wer nach vorgelegten Namen gegoogelt hat: «Im Internet hinterlässt man immer eine Schleifspur. Und gewisse Täter sind nicht sehr schlau.»

Im Fall Rupperswil haben die Ermittler Zehntausende von Daten gekriegt, wer sich am 21. Dezember 2015 nahe des Tatortes in die Antennen eingeloggt hat. Telefonanbieter und auch Google dürfen aber nicht einfach so Daten herausgeben: Es braucht einen Gerichtsbeschluss. Öffentlich ist: Google hat im ersten Halbjahr 2015 207 rechtliche Ersuchen zu Nutzer/Konten erhalten. In 53 Prozent wurden die Daten vorgelegt.

Geo-Profiling

Die Google-Suche dürfte bei Thomas N. nicht der einzige technische Hinweis gewesen sein. «Er hatte als Hündeler einen Rhythmus», so Ex-Kriminalkommissar Melzl. Er spricht von Geo-Profiling. Heisst: «Er hat sich beim Gassigehen wohl immer um die selbe Zeit und immer gleich lange bei den Antennen nahe des Tatortes oder danach bei sich zu Hause eingeloggt. Aber eben vielleicht nur am Tatmorgen mit zwei, drei Stunden Differenz!» Dies könne den Verdacht erhärtet haben.

Schon im Mai berichtete BLICK von einem Rentner, der kurz vor der Verhaftung des Mörders bei der Polizei antraben musste - weil sein Handy in der Nähe des Tatortes eingeloggt war. Auch davon, dass danach eine grosse Verkehrskontrolle zwischen Rohr AG und Rupperswil stattgefunden hat. Setzte sich das Puzzle dann zusammen? Melzl: «Es ist möglich, dass man dem Verdächtigen mit der Kontrolle eine Falle gestellt hat, ihn bei einem Akoholtest ins Röhrchen blasen liess und vom Speichel ein DNA-Profil erstellt hat.» Darf die Polizei dies heimlich? «Im Rahmen einer Tötungsermittlung und wenn der Auftrag von der Staatsanwaltschaft kam: Ja.»

Gut möglich, dass über Nacht die Bestätigung vom Labor kam, dass die DNA von Thomas N. mit der am Tatort gefundenen DNA übereinstimmt. Gleich am Morgen wurde der Mörder beim Starbucks in Aarau verhaftet. Bei sich: Ein Tablet. Ob er am Ende mit einem so genannten «stillen SMS» geortet wurde?

Die Aargauer Staatsanwaltschaft und auch die Pflichtverteidigerin von Thomas N. wollten sich nicht zu den konkreten Ermittlungsschritten äussern.

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?