Ihre Stimme verzauberte die Menschen. Bescherte Momente des Glücks. Liess Zuhörer träumen. Jetzt endete das Leben von Giuliana Castellani (†40) in einer Tragödie. Die Stimme der Opernsängerin ist nach einem tödlichen Crash für immer verstummt.
Mezzosopranistin Castellani aus Cadenazzo TI fährt am Montagmorgen mit ihrem Auto durch Österreich. Ebenfalls dabei: ihr Hund Sirio (†1). Das Fahrzeug der Tessinerin gerät auf die Gegenfahrbahn und knallt frontal in einen Transporter. Castellani überlebt den Unfall nicht. Die Frau stirbt noch auf der Unfallstelle. Mit ihr auch der vierbeinige Begleiter.
Während die Opernwelt um Castellani trauert, leidet ihre Mutter Mariangela schrecklich. Im BLICK gedenkt sie ihrer Tochter und will, dass die Welt sie in Erinnerung behält, als das, was sie war: «Eine einzigartige Frau. Und eine unfassbar talentierte Opernsängerin.»
Walo Lüönd entdeckte Talent – BLICK berichtet
Dieses Talent wurde schon früh entdeckt – vom bekannten Schweizer Schauspieler Walo Lüönd (1927–2012). BLICK berichtete im November 1994, dass Lüönd an einer Metzgete in Locarno TI den Arien der damals 15-jährigen Giuliana Castellani lauschte.
Lüönd soll entzückt gewesen sein. Er habe noch nie eine solche Stimme einer Person in diesem Alter gehört. «Ich glaube, dass ich der Geburtsstunde der helvetischen Callas beigewohnt habe», heisst es im Artikel. Als Giuliana Castellani im Januar 1995 im Zürcher Opernhaus vorsang, waren ihr die nächsten Schlagzeilen gewiss.
Krebserkrankung mit 17
Doch dann sucht Giuliana das Schicksal heim: Krebs – mit 17 erkrankt sie am Hodgkin-Lymphom. «Es war eine schlimme Krankheit», erinnert sich Mutter Mariangela. «Doch meine Tochter kämpfte. Und sie kämpfte sich zurück.»
Mit 20 war der designierte Opernstar geheilt. Der Beginn einer Weltkarriere. «Sie war überall unterwegs und gab Konzerte», erzählt Mariangela. Giuliana gibt Konzerte in Norwegen, auf Malta. 2011 singt sie in Lugano TI gemeinsam mit dem spanischen Startenor José Carreras (heute 72) bei einem Weihnachtskonzert.
Die Mutter sagt: «Wo man nach ihr fragte, da ging sie hin und sang. Ich ging immer mit. Egal, ob Konzert, Probe oder sonstiger beruflicher Anlass.»
«Spürte, dass etwas sehr Schlimmes passiert war»
Auch letztes Wochenende ging Giuliana beruflich auf Reisen. Diesmal nach Österreich. Giuliana fragte die Mutter für einmal nicht, ob sie mitkommen wolle. «Nur ihr Hund war dabei.» Am Samstagnachmittag sehen sich Mutter und Tochter im Tessin zum letzten Mal.
Am Montagmorgen kommts zum tödlichen Frontalcrash. Die Nachricht ereilt die Mutter nur wenige Stunden später: «Die Polizei kam gegen 17 Uhr zu uns. Schon bevor die Polizisten etwas sagten, spürte ich, dass etwas sehr Schlimmes passiert war. Dann haben sie mir die Nachricht vom Tod meiner Tochter übermittelt.»
In Erinnerung bleibt ihr Giuliana als positiver Mensch, den jeder mochte. «Sie sah nur das Gute. Trotz ihrer schweren Krankheit in jungen Jahren. Wir liebten sie so sehr. Mein Mann, mein Sohn und ich sind jetzt vereint, um den Verlust gemeinsam zu verarbeiten.»