Es ist ein feiger Angriff auf die kleine Schweiz. Zerstörerisch wie Godzilla dringen in der Nacht auf gestern Unbekannte in den Freizeitpark Swissminiatur in Melide TI.
Sie reissen die Türme des Basler Münsters vom Kirchenschiff. Einen pferchen sie in den Autobahntunnel. Die Vandalen trampeln auf Strassenlaternen herum und kicken die winzigen Autos in den Graben.
Sie hängen sich so lange an die Miniatur-Seile der Gemsstock-Bahn, bis diese reissen. Auch die rote Gondel nimmt Schaden. Vor nichts zeigen sie Respekt: Eine Boeing der Swissair landet auf dem Dach des Fressbalkens der Autobahnraststätte Würenlos AG.
Die Nachbildung des Rega-Helis stehlen sie vom Landeplatz, und der Bahnhof von Sitten ist ein einziger Albtraum: umgeworfene Züge, durchtrennte Fahrleitungen.
«Die haben gewütet wie ein Tornado», klagt Junior-Chef Joël Vuigner (31). «Seit der Eröffnung 1959 gab es keinen solchen Vandalenakt.»
Der Enkel von Swissminiatur-Gründer Pierre Vuigner erzählt: «Gestern gegen acht Uhr morgens kam der Gärtner. Es lägen Stühle des Restaurants im Teich, sagte er. Da bin ich losgelaufen, entdeckte die Trümmer und rief die Polizei.»
Vuigner ballt die Faust. «Ich bin stinksauer, traurig und enttäuscht. Es steckt so viel Liebe und Mühe in diesen Modellen. Das wird alles in einer Nacht kaputt gemacht. Einfach so.»
Das Basler Münster kam erst vor einem Jahr ins Swissminiatur. «Sechs Monate haben unsere Modellbauer daran gearbeitet. Jetzt ist es hin», sagt Vuigner. «Der Schaden geht in die Tausende.»
Wer aber ist zu solch einer stupiden Tat fähig? «Wir vermuten, Gäste der grossen Beach-Party im Nachbardorf Bissone», sagt Joël Vuigner.
«Es müssen mehrere gewesen sein. Eine solche Verwüstung kann man nicht allein anrichten. Sehr wahrscheinlich war die Gruppe betrunken oder auf Drogen.»
Aber: The show must go on, auch im Swissminiatur. Vuigner und sein Team haben sofort damit begonnen, aufzuräumen und die gröbsten Schäden zu reparieren. Schon gestern war der beliebte Freizeitpark wieder für das Publikum geöffnet.