Still ist es in der Wohnung der Via Ponte Vecchio von Taverne TI. Eine traurige Stille. Noch gestern Morgen streifte eine kleine getigerte Katze durch die Zimmer, miaute ums Fressen. «Es war 6.40 Uhr. Pupi hatte soeben gefrühstückt, da wollte sie raus, nur ein wenig Luft schnuppern», erzählt Antonello Annunziata (60). Gegen 7.20 Uhr war sie wieder da, erinnert sich Pupis Herrchen, doch etwas stimmte nicht mit seiner Katze.
«Das Büsi hatte eine Pfote angehoben, es schrie ganz fürchterlich», erzählt Antonello Annunziata weiter, «dann verkroch es sich unters Bett. Uns schauten nur noch zwei aufgerissene, Angst erfüllte Augen an.» Mit einiger Mühe gelingt es Antonello Annunziata und seiner Lebensgefährtin, das Kätzchen aus seinem Versteck zu ziehen.
Die OP kann dem Büsi nicht das Leben retten
Sofort fährt das Paar ihren Liebling zum Veterinär. Dort wird die Verletzung geröntgt. Die Wahrheit tritt ans Licht – und eine kleine Bleikugel. «Die steckte noch in Pupis rechtem Vorderlauf», sagt Annunziata. Jemand hatte sie, gleich nachdem die Katze offenbar ihr Zuhause verlassen hatte, mit einem Luftgewehr beschossen. Schock in der Tierpraxis! Das Büsi wird betäubt und behandelt. Doch die OP kann Pupi nicht das Leben retten. «Sie starb an einer Embolie, kurz nachdem sie wieder aus der Narkose erwachte», sagt Antonello Annunziata.
Neben der Trauer ums Kätzchen wächst der Zorn auf den Katzenhasser. In einem offenen Brief, den Pupis Besitzer im Ort verteilt und auf Facebook veröffentlicht, sucht Antonello Annunziata nun den Schuldigen. Einerseits will er an dessen Gewissen appellieren, andererseits hofft er auf Hinweise, die zum Täter führen. «Der wohnt sicher in unserer Nachbarschaft, in einem der Eigenheime oder in einer Mietwohnung. Vielleicht liest er meinen Brief», hofft Antonello. Wenn ja, dann wolle er ihn fragen: «Was zum Teufel, hat dir dieses einfache Büsi getan? Für uns war Pupi ein wunderhübsches Kätzchen, das uns viel, viel Liebe gab. Was hast du dir dabei gedacht?»
Nun sucht das Herrchen den Katzenhasser
Antonello Annunziata vermutet, dass der Schütze möglicherweise auch auf andere Tiere zielt, wie Tauben beispielsweise. «Wir sind hier in einem Wohngebiet. Am frühen Morgen sind schon viele Menschen unterwegs, auch Kinder, die zur Schule wollen. Worauf müssen wir uns in Zukunft gefasst machen?», fragt Antonello Annunziata. Er jedenfalls will nicht auf weitere Schüsse warten. Der Katzenfreund wird in Lugano TI Anzeige erstatten gegen unbekannt – und hofft, dass der Katzenhasser bald entlarvt und zur Rechenschaft gezogen wird.