Was ärgert einen Metzger? Wenn seine Frau eine Sau ist und er sie nicht schlachten kann.» Oder: «Was hat eine Batterie einer Frau voraus? Sie hat wenigstens eine positive Seite.»
Die Witze auf den Zuckerbeuteln sollen die Gäste erheitern. Doch viele werden eher sauer. Denn die Witze sind platt und sexistisch.
Linda Cortesi (29) ist Präsidentin der Frauengruppe des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) von Bellinzona. In einem Café in Lugano bestellte sie einen Espresso und griff nach dem Zucker. «Darauf stand: ‹Was unterscheidet eine Frau von einem Hund? Der Preis des Halsbandes›», sagt Cortesi.
Sie findet den Spruch geschmacklos. «Ich bin ein Mensch, kein Hund. Mein Mann führt mich nicht an der Leine herum. Das ist beleidigend für alle Frauen, und zwar grundsätzlich.» Ihren Ärger wollte sie nicht einfach herunterschlucken. «Es mag nach einer Bagatelle klingen. Doch diese Zuckersäckli sind für jeden zugänglich. Und somit auch die sexistischen Witze.»
Cortesi mobilisiert andere Frauen. Auch die Gewerkschafterin Françoise Gehring vom SGB ist empört: «Der Witz zeigt auf dramatische Weise das kulturelle Niveau unseres Kantons.»
Die Frauen setzten ein Schreiben auf. Und das zeigt prompt Wirkung. Herstellerin der Zuckertüten ist die Firma Tipack Sugar AG in Agno TI. Sie lässt die Witzesäcke nun einziehen.
Unternehmenschef Ivo Tasic (45): «Es tut mir leid, wir wollen wirklich niemanden verletzen.» Tasic betont, die Witze stammten nicht von Tipack, sondern von Kunden, als Werbung.
Tipack ist Marktführer im Tessin und produzierte an die zwei Millionen Zuckertüten mit den derben Witzen – pro Monat. «Aber es gab immer wieder Beschwerden», sagt Tasic. «Darum haben wir die Produktion eingestellt.» Er habe sogar persönlich viele Päckchen in Bars und Cafés eingesammelt.
Allerdings kursieren im Tessin noch etliche Beutel des inkriminierten Zuckers. Allein von jenen mit dem Hundehalsband-Witz dürften im ganzen Kanton noch rund 1000 Päckchen im Umlauf sein.