Um Platz zu machen
Grossfamilie schiebt Villa durch den Garten

Was macht man, wenn etwas am falschen Platz ist? Genau. Verschieben. Genau das tut eine Grossfamilie mit ihrer Villa in Tessin: Um satte acht Meter wird das Haus gezügelt.
Publiziert: 24.05.2016 um 23:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:05 Uhr
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Villa wird um 8 Meter verschoben.
Foto: 50 Yvonne Leonardi
Myrte Müller

Andere streichen die Wände, bevor sie in einen Altbau ziehen. Lorenzo Job (52) aus Niederwil AG tut ein wenig mehr. Der Wirtschaftsprüfer lässt die vom Grosi geerbte Jugendstil-Villa in Bellinzona TI gleich 8,80 Meter auf dem Grundstück verschieben. Grund: Er will Platz schaffen für zwei neue Mietshäuser. Dafür muss die Villa Carmine nach hinten rücken.

Bei der grossen Verschiebeaktion macht die ganze Familie mit.
Foto: 50 Yvonne Leonardi

Drei Monate braucht eine Spezialfirma, um das 1500-Tonnen-Haus auf Schienen zu stellen. Gestern um 10.30 Uhr ging es los. Töchterchen Carlotta (7) drückt den Knopf - und die Zehn-Zimmer-Villa setzt sich im Schneckentempo in Bewegung. So ruhig, dass ein bis zum Rand gefülltes Rotwein-Glas, das Job auf einen der Eisenträger stellte, nicht ein Mal überschwappt.

Zwei Stunden später steht das Haus auf dem gewünschten neuen Standort. Ohne einen einzigen Riss in der Fassade.

«Wir sind so froh, dass alles so toll geklappt hat», sagt Lorenzo Job und gibt zu, «ich hatte vorher so manche schlaflose Nacht.» Auch Sohn Antonio (18) ist stolz wie Oskar: «Ich bin total beeindruckt. Schliesslich ist da ja immer ein gewisses Risiko dabei.»

Lorenzo Job will so schnell wie möglich mit Ehefrau Michela und seinen acht Kindern ins neue Heim ziehen. Doch vor Herbst 2017 wird es wohl nichts werden.

700'000 Franken kostet die Aktion

Sechs Generationen der Familie wohnten in der Villa Carmine im Herzen von Bellinzona. Als Lorenzos Grossmutter stirbt, geht die Liegenschaft an ihn. «Eine Renovierung hätten wir uns jetzt nicht leisten können. Ohne den Bau von zwei neuen Häusern mit 20 Mietwohnungen hätten wir die schöne Villa von 1906 nicht retten können», sagt der gebürtige Tessiner. Doch dafür musste sie halt ein paar Meter weichen. 

Der Kraftakt kostet mal eben 700'000 Franken. Die Investition lohnt. «Mit den Mieten können wir das nun alles finanzieren», sagt Lorenzo Job.

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