Kein Kanton ist stärker vom Coronavirus betroffen als das Tessin. Rund 2200 Personen haben sich bisher infiziert, 132 Personen sind gestorben. Die Intensivstationen sind derart überfüllt, dass andere Kantone Patienten übernehmen müssen. Und nun steht Ostern vor der Tür.
Traditionell fahren unzählige Deutschschweizer über die Feiertage in den Südkanton, um bei wärmerem Wetter das Leben zu geniessen. Doch dieses Jahr bedeutet jeder Tourist einen möglichen Infektionsherd mehr, ein mögliches weiteres besetztes Spitalbett. Darum bitten diverse Gemeinden und Behörden die Deutschschweizer, dieses Jahr nicht ins Tessin zu fahren. Der kantonale Gesundheitsdirektor Raffaele De Rosa sagt im BLICK: «Wenn ihr das Tessin liebt, dann bleibt daheim!»
Gemeindepräsidenten wollen Strassen sperren
Auf diese Warnungen alleine wollen sich die Behörden aber nicht verlassen. «Wir haben volle Spitäler, die Ressourcen sind erschöpft. Wir müssen die Ankunft der Deutschschweizer zu Ostern vermeiden», sagt Giovanni Cossi, Präsident der Gemeindepräsidenten-Konferenz gegenüber «tio.ch».
Um diese Forderung umzusetzen, müssten demnach Vorkehrungen getroffen werden: Der Gotthard und der San Bernardino – an Ostern traditionell die Einfallstore für Reisende aus dem Norden ins Tessin – sollen geschlossen werden.
Cossi glaubt, dass es nicht ausreichen wird, nur an die Vernunft der Deutschschweizer zu appellieren. «In den letzten Tagen kamen hier erneut diverse Touristen an. Ihre Erklärung war, dass es ja noch nicht verboten sei, ins Tessin zu reisen.»
Am Gotthard stoppen
Am Dienstag besprachen die Urner und Tessiner Polizeikorps, wie man Touristenströme verhindern will, berichtet der «Tages-Anzeiger». Eine Möglichkeit demnach: Das gezielte Anhalten von reisefreudigen Deutschschweizern durch die Urner Polizei vor dem Gotthard-Tunnel!
Auch das Verteilen von Flyern würde besprochen, heisst es im Bericht. Doch ob wirklich jemand umkehrt, nur weil er einen Fetzen Papier in die Hand gedrückt bekommt? Wer die Lage nicht begreift, wenn er ins Auto steigt, wird seine Meinung kaum noch ändern.
Entscheid am Freitag
Zuerst allerdings wolle man die Bevölkerung noch stärker informieren. Das Bundesamt für Strassen (Astra) sei daran, entsprechende Hinweise in den Medien zu platzieren.
Der radikalste Schritt wäre die Schliessung des Gotthards. Dieser Schritt sei aber kompliziert, heisst es im Artikel. Nur der Bundesrat könne einen entsprechenden Entscheid fällen. Mit dem grossen Nachteil, dass eine Nationalstrasse auch von der Versorgung abgeschnitten wird.
Noch haben die Behörden ein paar Tage Zeit, um sich für eine Massnahme zu entscheiden. Am Freitag wolle man sich entscheiden, wird ein Sprecher der Urner Polizei im «Tages-Anzeiger» zitiert. Das Osterwochenende beginnt dieses Jahr mit dem Karfreitag am 10. April. (vof)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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