Die Saison beginnt erst im Mai. Es ist früher Donnerstagnachmittag im Maggiatal. Tristan B.* (38) und sein Kollege, ein Spanier (38), steigen in Gordevio TI in die Val Grande. Es regnet. Der Bach schwillt an. Doch der Job muss sein.
Die Schlucht zählt zu den Haus-Canyons von B. Sein Unternehmen ist auf den Canyoning-Sport spezialisiert. Und bald kommen die ersten Touristen-Gruppen.
Sie wollten den Bachlauf kontrollieren
Die beiden Profis wollen den Bachlauf kontrollieren, die Abseilstellen checken, verkantetes Holz entfernen, die Rutschbahnen prüfen. Der Canyon soll sauber sein, wenn es los geht. Die Tour gilt als mittelschwer, hat Abseilstellen von bis zu 22 Metern und Sprungtiefen von zehn Metern.
Zweieinhalb Stunden geht die Tour normalerweise. Für Tristan B. und seinen spanischen Kollegen wird es die Letzte sein. Gegen 15 Uhr reisst das tobende Wasser die beiden Sportler unter die Oberfläche. Die Männer ertrinken. Was genau geschah, ist noch unklar.
T. hatte erst vor einem Jahr geheiratet
«B. und auch sein Kollegen waren Top-Profis», sagt Anton Draganits (59) von der Trekking Team AG, «sie sind sicher nicht leichtsinnig. Als verantwortungsvolle Guides wollten nur einen Kontrollgang vornehmen. Ich kann mir nicht erklären, was da passiert ist. Wasser von Staudämmen wird dort nicht abgelassen.«
Jahrelang arbeitete der gebürtige Belgier bei Anton Draganis in Tegna TI. Dann hat Tristan B. sich selbstständig gemacht und seine eigene Firma an der Magadino-Ebene gegründet. «Wir sind zu tiefst erschüttert über das Unglück. B. hatte erst vor einem Jahr geheiratet. Er und seine Frau Laura haben ein einjähriges Baby. Es ist ein Drama für die junge Familie.»
Es sei ein schrecklicher Verlust für alle, so Draganits. Für die junge Familie, die noch unter Schock steht. Für die Freunde. Für das Canyoning.