Erst zwei Wochen sind seit dem Tod der kleinen Chayenne (†6) vergangen. Auf dem Parkplatz des Campingplatzes «La Piodella» in Muzzano TI starb das Mädchen aus dem Thurgau, weil es seine Mutter Anja S. (40) alleine im überhitzten Auto zurückgelassen hatte.
Die Mutter versuchte, ihre jüngste Tochter wiederzubeleben – ohne Erfolg. Chayenne starb noch vor Ort. Für Anja S. «ein doppeltes Versagen», sagt Hans-Ulrich Seizer, Chefarzt in der Privatklinik Meiringen BE. «Sie hat es zum einen im Auto zurückgelassen – und zum andern nicht ausreichend gut reanimiert.»
«Die erste Reaktion ist ein massiver Selbstvorwurf», sagt der Arzt weiter. Es gehe um Schuld, Versagen, Ärger über sich selbst. «Sie wird sich fragen: «Wie konnte ich so dumm sein?»»
Im Tessin haben sich jetzt Mütter zusammengeschlossen, um Solidarität für Anja S. zu zeigen, ihr eine «virtuelle Umarmung» zu schicken. «Es könnte uns allen passieren», lautet der Grundsatz ihrer Initiative.
«Wir können ihr das Kind nicht zurückgeben»
«Gemeinsam mit dir trauern wir um deine Tochter», heisst es in der Anzeige, die in der Deutschschweiz erschienen ist. «Wir stehen bei dir und umarmen dich, wir sind auch alle Mütter».
Über 300 Namen stehen unter den bewegenden Worten. Worte, die Mut geben – und die Mut brauchen. Denn welche Mutter sagt schon von sich, dass sie ihr Kind einfach vergessen könnte? «Im tiefsten Innern ist man immer besorgt um seine Kinder», sagt Mit-Initiantin Solange Pedrini zu Blick.ch. «Aber niemand von uns kann es ganz ausschliessen.»
Pedrini ist selbst Mutter zweier erwachsener Kinder und Oma von vier Enkeln. Das fünfte ist unterwegs, es kommt Ende Jahr «als Weihnachtsgeschenk» zur Welt. «Ich und all die anderen Mütter waren tief betroffen, Chayennes tragischer Tod machte uns sprachlos.» Anja S. habe im Alltag vielleicht oft Stress gehabt, habe es sicherlich kaum erwarten können, endlich mit ihren Töchtern in die Ferien zu gehen.
«Wir können ihr das Kind nicht zurückgeben, aber wir können ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist», sagt Pedrini. Anja S. soll wissen, dass sie «trotz allem eine gute Mutter ist – eine gute Frau.» (lex)