Eine Villa mit Seeblick. Über 200 Quadratmeter Wohnfläche. Haushälterin und Gärtner. Und jeden Monat ein Check vom russischen Ex-Mann, mit dem sie Sohn Rafael (9) hat. Marianna Zhukova (34) hat ein sorgenloses Leben in Porza TI. Dann trifft sie den Süditaliener Gerardo (25). «Es war nur ein Flirt. Doch ich wurde schwanger», erzählt das ehemalige Model, «er wollte das Kind nicht. Ich sollte abtreiben. Wir trennten uns.»
Die gelernte Sport-Managerin bringt das Kind zur Welt – und steht heute weinend vor dem leeren Kinderbett. Ihr Baby wurde am 4. Oktober von der Polizei abgeholt. Damals war der Bub gerade mal neun Monate alt. Seitdem hat Zhukova Zhukova ihr Baby nur viermal gesehen. «Nur für eine Stunde, unter Aufsicht des regionalen Jugendamts ARP. Für jeden Besuch musste ich 200 Franken bezahlen. Nicht einmal ein Foto vom Kleinen durfte ich machen.» Verzweifelt fragt die junge Mutter: «Warum darf ich mein Kind nicht jeden Tag sehen? Warum gibt man mir meinen Sohn nicht zurück? Er braucht doch die Mama.»
Kaum war das Kind geboren, reisten die Eltern des Vaters an
Rückblende: Am 19. Dezember 2017 kommt im Civico-Spital in Lugano TI der kleine Gabriel zur Welt. Sofort steht der Vater auf der Matte. «Er hatte während der Schwangerschaft nichts von sich hören lassen. Jetzt wollte er einen DNA-Test», sagt Zhukova. Kaum war die Vaterschaft bestätigt, reisen seine Eltern aus Neapel an.
Sie würden sich um ihre Aufenthaltspapiere kümmern, versprachen sie. Um Gabriels Staatsangehörigkeit. Um alles. Die Russin hat Vertrauen. Der Vater nahm Gabriels Geburtsurkunde an sich. «Sie liessen mich unterschreiben, dass Gabriel bei Gerardo in Massagno TI gemeldet wird, damit er eine Schweizer Aufenthaltsgenehmigung bekommt», sagt Zhukova, «ich dachte, es ist okay. Das Baby bleibt ja sowieso bei mir in Porza.» Ein Irrtum.
Der Kindsvater hält die Geburtsurkunde zurück
Der Kindsvater und sein Familienclan haben anderes im Sinn. «Gabriel ist der einzige Enkel von Gerardos Eltern», sagt Zhukova. «Er soll das volle Sorgerecht erhalten. Sie wollen das Baby für sich allein und behandeln mich wie eine Leihmutter.»
Gerardo und seine Familie beschaffen dem kleinen Buben einen italienischen Pass. Die Geburtsurkunde hält Gerardo zurück. Eine russische Staatsangehörigkeit kann Zhukova ohne die Urkunde nicht beantragen. Die Furcht der Neapolitaner: Mit einem russischen Pass könnte Zhukova ihr Kind in die Heimat bringen – weit weg vom Vater und seiner Familie.
Im September verpetzen die Italiener Marianna Zhukova bei den Behörden. Ihr Visum ist abgelaufen. Zhukova darf nicht in der Schweiz bleiben. Es kommt noch schlimmer. «Sie behaupteten, ich würde die Nächte durchfeiern, ständig betrunken sein und Drogen nehmen», erzählt Marianna. Ihre Stimme bebt. «Das sind alles Lügen.» Beweise legen die Italiener in der Tat keine vor. BLICK fragt beim Vater des Kindes nach. «Ich habe keine Zeit», wimmelt Gerardo ab.
Beide Drogentests sind negativ
Das Jugendamt ARP allerdings glaubt den Vorwürfen – und schickt die Polizei nach Porza, um das Baby zu holen. Eine vorsorgliche Massnahme, wie es im Begründungsschreiben der ARP heisst, die auf die Sorgen des Vaters zurückzuführen seien. Obwohl, so steht es weiter im Schreiben, die Vorwürfe gegen Marianna nicht bestätigt sind. Auch die beiden negativen, von der russischen Mutter beigefügten Drogentests, helfen nicht. «Wir können zum konkreten Fall nichts sagen», antwortet Francesco Hurle (57), Präsident der ARP in Massagno TI auf Anfrage von BLICK.
Marianna Zhukova kann nachts nicht mehr schlafen, sie hat 16 Kilo abgenommen: «Was habe ich denn getan? Selbst Mörderinnen dürfen ihre Babys im Gefängnis behalten. Mir aber hat man meinen Sohn gestohlen.»