SVP-Nationalrat ärgert sich über die Jagdmethoden im Tessin
«Sie schiessen auf alles, was sich bewegt»

Die Jäger machen sich zurzeit im Tessin keine Freunde. Jetzt meldet sich sogar SVP-Nationalrat und Tierschutz-Präsident Pierre Rusconi (65) zu Wort: «Hier schiesst man wirklich auf alles, was sich bewegt!»
Publiziert: 22.09.2015 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:31 Uhr
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Empört: Der Tessiner SVP-Nationalrat Pierre Rusconi.
Foto: Gaetan Bally
Von Myrte Müller

Der Grund für seine Verärgerung: In Russo TI knallt ein ­Jäger einen halbzahmen Gamsbock ab. Er war das Maskottchen des dortigen Altersheims. In Arcegno TI verwechselt ein anderer Schütze ein Lama mit ­einem Hirsch – und erlegt es.

Angelo Cocconi (82) wohnt im Centro Sociale von Russo. Er kann es nicht fassen: «Der Gamsbock kam immer abends, manchmal brachte er seine Herde mit. Die Tiere näherten sich bis auf wenige Meter dem Eingang des Heims. Die hatten keine Scheu vor uns.» Doch jetzt ist die Dorfwiese verwaist.

Am 30. August, um sechs Uhr früh, begann die Hochjagd im Tessin. Drei Minuten später peitschte ein Schuss durchs Morgengrauen. Ein bequemer Jäger hatte sich schon an der Dorfwiese auf die Lauer gelegt und die zahmen Gämse erwartet. Der Schuss streckt das Maskottchen nieder. «Der Knall war so laut, wir sind alle auf­geschreckt», erinnert sich Lidia Schira (91). «Wie kann man nur auf unseren Gamsbock schiessen? Er war doch unser Freund.»

Angelo Cocconi war selber Jäger: «Das Schöne an der Jagd ist doch die wilde Natur, die Pirsch. Und nicht der Abschuss im Dorf.» Rentner Roberto Buzzini (80) sorgt sich um die anderen halbzahmen Gämse: «Auch diese Nacht war ein Jäger unterwegs. Werden wir die Tiere je wiedersehen?»

Bis auf 50 Meter Entfernung der Häuser darf gejagt werden. «Gefährlich», findet Barbara Regazzoni (43), «so leicht kann ein Querschläger einen Menschen treffen.» Die Wirtin der Bar Amici sagt: «Die Gämse waren ein wichtiger Zeitvertreib für die Senioren im Heim.»

Der 72-jährige Jäger ist sich keiner Schuld bewusst. «Ich habe einen Jagdschein, alles war korrekt. Der Bock musste sowieso geschossen werden, um Jüngeren Platz zu machen.»

Jetzt ziert das Maskottchen der Senioren die Stube des Jägers. «Ich habe den Kopf behalten, der Rest ist in der Tiefkühltruhe», sagt der Jäger zu «Ticinonline». 

Doch es gibt nicht nur bequeme Jäger, sondern auch blöde. In Arcegno TI erlegte einer ein Lama auf einer umzäunten Weide. «Es war am Freitagmorgen», sagt Lama-Trekker Jean-Pierre Bäschlin (53), «vielleicht hielt ihn ein Jäger für einen Hirsch.» Der Berner will nicht alle Jäger über einen Kamm scheren, doch der Tod seines Hengsts Tom nimmt ihn mit: «Er war das Lieblingslama der Kinder, dressiert fürs Trekking und erst zwei Jahre alt. So ein Tier ist gut 5000 Franken wert. Und vor allem hatten wir ihn gern.»

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