Gangster sprengen erneut Raiffeisen-Automaten im Tessin
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Mit selbst gebauten Bomben:Gangster sprengen erneut Raiffeisen-Automaten im Tessin

Sprengstoff-Attacken
Darum sind die Bankomat-Knacker so gefährlich

Sprengstoff-Attacken auf Schweizer Bankomaten nehmen zu. In den letzten Monaten wurden vier Tessiner Bankomaten in die Luft gejagt. Der Sicherheitsexperte Peter Villiger warnte bereits vor sieben Jahren vor solchen Ereignissen.
Publiziert: 03.04.2019 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2019 um 08:51 Uhr
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Sicherheitsexperte Peter Villiger warnte bereits im Jahr 2012 vor zunehmenden Bankomat-Attacken in der Schweiz.
Foto: zVg
Karin Frautschi

«Die Täter sollen keine Chance haben», sagt Sicherheitsexperte Peter Villiger. Seit über 30 Jahren rüstet seine Firma «Villiger Security Solutions» weltweit Banken und andere Unternehmen mit Sicherheitstechnik aus. 

Seit November im letzten Jahr wurden im Kanton Tessin vier Bankomaten gesprengt (BLICK berichtete). In den meisten Fällen sei Plastiksprengstoff verwendet worden, wie Villiger sagt. 

Experte warnte bereits im Jahr 2012

Gegenüber der Zeitung «Zentralschweiz am Sonntag» sagte er vor rund sieben Jahren, dass solche Bankomat-Attacken in der Schweiz zukünftig enorm zunehmen würden. Wie die jüngsten Ereignisse zeigen, lag er mit seiner Voraussage richtig. 

Die Schweiz sei ein beliebtes Ziel für Kriminelle. Die europäische Wirtschaftskrise bringe immer mehr Leute in Geldnot, uns in der Schweiz gehe es aber nach wie vor sehr gut. Weil bisher ausschliesslich Tessiner Bankomaten von den Spreng-Attacken betroffen waren, ist sich Villiger sicher: «Die Täter kommen garantiert aus Italien.»

Bankomaten in Grenzregionen seien allgemein mehr gefährdet. «Die kriminellen Ausländer wollen nach ihrer Tat so schnell wie möglich zurück in ihr Heimatland, wo sie sich sicher fühlen», sagt der Experte.

Nach den ersten Bankomat-Attacken im Tessin seien Sicherheitsmassnahmen getroffen worden, die bereits gewirkt haben. Der Experte sagt gegenüber BLICK: «Im jüngsten Fall waren die Täter nicht erfolgreich.»

«Die Informationspolitik ist schief gelaufen»

Als Sicherheitsexperte war er unter anderem auch schon in Chile tätig. Dort habe er viele Geldautomaten mit Farbbomben ausgestattet. «Wird der Bankomat nicht ordnungsgemäss geöffnet, wird das Geld eingefärbt und somit unbrauchbar», erklärt der Urvater sein Sicherheitssystem.

Um weitere Bankomat-Attacken in Chile zu verhindern, habe man die Geräte ausserhalb mit einem Piktogramm gekennzeichnet. «Die Täter kennen diesen Sticker. Deshalb merken sie beim Auskundschaften sofort, dass dort keine Beute zu holen ist», so Villiger. 

Viele Bankomaten in der Schweiz seien ebenfalls mit dieser Technologie ausgestattet, auch diese im Tessin. Nur werde dies ausserhalb der Bankomaten nicht wie in Chile gekennzeichnet. Laut dem Sicherheitsexperten sei dies das Hauptproblem der Überfall-Serie. «Die Informationspolitik ist schief gelaufen», sagt er gegenüber BLICK. Dies müsse jetzt geändert werden.

«Banken müssen menschliche Schäden verhindern»

Das Gefährlichste an den Plastiksprengstoff-Attacken auf Bankomaten sei, dass die Kriminellen wenig Ahnung von der Anwendung haben. «Die Täter sind meistens Laien. Sie berechnen die Sprengstoffmengen nicht und handeln nach dem Motto: Je mehr desto besser», sagt Villiger zu BLICK.

Weil bisher vor allem Regionalbanken von den Angriffen betroffen waren, seien auch die Mieter gefährdet, die im Gebäude oberhalb der Bankomaten wohnen würden. Der Experte warnt: «Die Banken müssen menschliche Schäden verhindern!»

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