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Skandal an Tessiner Schule
13-Jährige muss über ihre Brüste einen Aufsatz schreiben

Eine schlüpfrige Hausaufgabe wurde von den Eltern der Schülerin dem kantonalen Bildungsdepartement gemeldet, der Lehrer daraufhin in die Frühpensionierung geschickt. Er ist nicht der einzige Pädagoge, der sich im Tessin daneben benahm.
Publiziert: 03.12.2019 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2019 um 07:44 Uhr
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Horror-Lehrer Mauro B. (62) mit seinem Anwalt Yasar Ravi vor dem Gericht in Bellinzona. Es verurteilte den Ex-Pädagogen zu 60 Tagessätzen a 190 Franken, ausgesetzt auf Bewährung.
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Myrte Müller

Sie hat sich geschämt. Und den irritierenden Vorfall nur ihrem Tagebuch anvertraut. Es geht um eine Hausaufgabe, die der Bio-Lehrer ihr aufgibt. Die Schülerin aus der dritten Sekundarstufe in Bellinzona TI soll ihre Brust beschreiben. Peinlich, findet das Mädchen.

Ein Skandal sei das, sagen hingegen die Eltern, als sie den Eintrag im Tagebuch entdecken. Sie protestieren, melden den «sexuellen Übergriff» an das kantonale Bildungsdepartement. Dieses schickt den Pädagogen in die vorzeitige Pensionierung.

Auch andere Mädchen mussten über ihre Busen schreiben

Der Lehrer verteidigt seinen Schulstoff als «völlig normal» und rekurriert gegen seine Entlassung beim Verwaltungsgericht. «Der Aufsatz war Teil des Genetik-Unterrichts», sagt der Lehrer. Und: Es war nicht die erste Klasse, der er diese Aufgabe erteilte. Auch andere junge Mädchen mussten über ihren Busen schreiben.

Doch für den Lehrer sei das alles «nur ein Missverständnis». Das sieht auch dessen Anwalt so. Er hält die Entlassung für völlig überzogen. Sein Mandant sei nur wenige Monate vor dem Rausschmiss von der Regierung für seine 35 Dienstjahre beglückwünscht worden, so der Jurist zu «Ticinonline».

Die Busen-Biostunde ist nicht die einzige, die in der Südschweiz für Empörung sorgt. Ein bis zwei Lehrer werden jährlich im Tessin entlassen. Einige landen wegen ihren schockierenden Unterrichtsmethoden sogar vor Gericht. So auch der Horror-Lehrer von Montagnola TI (BLICK berichtete).

Horror-Lehrer fesselt achtjährige Schülerinnen an den Stuhl

Vor sechs Wochen kommt Mauro B.* (62) mit einem Urteil über 60 Tagessätze von 190 Franken, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung, noch glimpflich davon. Sechs Mütter hatten dem Tessiner vorgeworfen, drei achtjährige Schülerinnen während des Unterrichts an ihren Stuhl gefesselt und einem Buben den Stuhl weggekickt zu haben, so dass dieser stürzte. Auch Schläge mit dem Lineal auf die Finger, Nacken-Kniffe, Stiche mit dem frisch gespitzten Bleistift in den Hinterkopf zählten zu seinen Erziehungsmethoden.

Weil er bei 40 verschiedenen Anlässen seine Schülerinnen an der Brust grapschte und zudem die eigene Tochter missbrauchte, wird im April 2018 ein anderer Berufsschullehrer (51) aus Locarno TI zu vier Jahren und acht Monaten Knast verurteilt.

Gute Noten gegen Sex in der Besenkammer

Ein Kollege (57) aus Arbedo TI wird 2016 zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er seine Schüler sexuell nötigte. Nachdem er ihnen in den Schritt griff, drohte er: «Sagt niemanden was, sonst gebe ich Euch mehr Hausaufgaben auf.»

Mit «Belohnung» hingegen lockte offenbar ein Gymnasiallehrer, wieder aus Bellinzona. Er soll den Mädchen gute Noten für Sex in der Besenkammer versprochen haben. Gegen ihn läuft eine administrative Untersuchung.

Dagegen scheinen unterdessen «Ausrutscher» folgender Lehrer und Lehrerinnen reine Peanuts. In Mendrisio TI bindet eine Pädagogin eine Zehnjährige am Stuhl fest, damit sie gerade sitzt. Eine Kollegin in Claro TI zeigt einem Schüler während des Unterrichts den «Stinkefinger». Eine Italienerin spricht in der Deutschstunde an der Sekundarschule in Mendrisio TI von «Huren» und «Nutten». Und ein Mathematik-Lehrer aus Mendrisio sprayt Schmähschriften gegen einen Schüler, mit dem er Ärger hat, an die Schulfassade. Was ist bloss los an den Tessiner Schulen?

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