Es ist zwei Jahre her. Doch am Montag, um 9.30 Uhr, aber wird das, was in den frühen Morgenstunden des 22. April 2017 an der Auffahrt der Tiefgarage des Clubs Rotonda in Gordola TI geschah, wieder lebendig. Denn Alexander D.* (23) steht in Lugano TI vor Gericht.
Der Versicherungsbroker soll in jenen tragischen Minuten Fabrizio C.* (†44) mit einem Faustschlag in den Nacken und einem Schubs zu Fall gebracht haben. Völlig grundlos, wie es scheint. Der Direktor einer Uhrenfabrik aus Genestrerio TI stürzte und verstarb zwei Tage danach an einer Gehirnblutung (BLICK berichtete).
Für den Staatsanwalt steht fest: Schuld am Tod des zweifachen Familienvaters ist der Hobbykampfsportler aus Biasca TI. Arturo Garzoni wirft dem gebürtigen Kosovaren mit Schweizer Pass vorsätzliche Tötung vor.
Verteidigung will Freispruch
Der Angeklagte habe dem 44-Jährigen einen rechten Haken am Hals verpasst und ihn mit der Schulter angerempelt, sodass der Tessiner erst gegen ein Eisentor schlug und dann zu Boden fiel. Für die zwei Gutachter des Strafverfolgers bestehe kein Zweifel am Schlag in den Nacken. Sie hätten unter der Haut des Opfers klare Spuren von Gewalt gefunden, berichtet RSI. So habe zwar der Schlag als solches nicht zum Riss der Aorta geführt, aber die dadurch ausgelöste Halsbewegung.
Die Verteidigung hingegen setzt auf Freispruch. Auch sie hat eine Gutachterin beauftragt. Die Italienerin meint bei Fabrizio C. eine angeborene Fehlbildung entdeckt zu haben, die schliesslich zum spontanen Bruch des Blutgefässes führte. Es habe keine Einwirkung von Dritten gegeben. Das wiederum bekräftigt die Aussage von Alexander D., der stets beteuerte, den 44-Jährigen nicht einmal berührt zu haben.
Zeuge will Alexander D. beim Angriff beobachtet haben
Doch Alexander D. ist im Morgengrauen des verhängnisvollen Samstags offenbar beobachtet worden. So berichtete ein Mitglied des Sicherheitsdienstes des Clubs damals auf «Ticinonline»: «Der Mann war in Begleitung eines Mädchens. Er hatte schon an der Garderobe mit einem anderen Gast randaliert. Wir schmissen ihn raus. Sehr wahrscheinlich war er aufgebracht. Und unter Einfluss von Alkohol und Drogen.» Der Türsteher beobachtet, wie Alexander D. auf die Gruppe zugeht und Stammgast Fabrizio C. in den Rücken boxt. «Opfer und Täter kannten sich nicht», sagte der Zeuge weiter.
Der damals 21-Jährige versuchte erst zu fliehen, liess sich dann aber doch widerstandslos festnehmen. Er sass bis zum 5. September in U-Haft und ist seitdem auf freiem Fuss. Alexander D. ist nicht nur wegen der Gewalttat in Gordola angeklagt, sondern auch wegen Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz, wegen unterlassener Hilfeleistung, Drohungen und Körperverletzung. Das Gericht in Lugano hat zwei Tage für den Prozess angesetzt. Das Urteil fällt wohl am Mittwoch.
* Name der Redaktion bekannt