Die Frage ist nicht, ob es an Ostern Stau vor dem Gotthard geben wird, sondern wie viele Minuten oder Stunden die reisefreudigen Schweizer und Schweizerinnen in ihren Autos ausharren müssen. Es ist jedes Jahr dasselbe, und jeder und jede weiss, dass es so kommen wird. Wieso also tun sich Tausende das immer wieder an?
«Einerseits hat unser Verhalten in so einer Situation mit Gewohnheit zu tun. Ostern kann als eine Art Initialzündung gesehen werden, die uns zu einer Routinehandlung veranlasst», erklärt Psychologie-Professor Johannes Ullrich von der Universität Zürich im Gespräch mit Blick. «So verhalten wir uns übrigens zu einem Grossteil im alltäglichen Leben. Wir handeln, ohne zuerst gross nachzudenken.» Der Mensch ist also schlicht ein Gewohnheitstier.
Es gehört auch einfach zum Prozedere dazu
«Das andere ist, dass es für uns unglaublich lohnende Dinge gibt, für die wir bereit sind, viel zu investieren.» Und so ist es dann ja auch. «Nach einer anstrengenden Anreise, die uns Nerven kostet, dürfen wir uns, in diesem Fall im Tessin, belohnen.» Dies zum Beispiel, indem wir uns auf einer Sonnenterrasse einen kühlen Drink genehmigen. «Die Strapazen sind dann schnell vergessen.»
Und schliesslich gehöre das ganze Prozedere doch auch zur «Reisefolklore» und fühle sich doch besser an, wenn man für den Erfolg zuerst etwas geleistet habe. «So hat man den Verwandten und Bekannten von den Ferien auch mehr zu erzählen.»
Und wer überhaupt keine Lust auf die Blechlawine vor dem Gotthard hat und trotzdem ins Tessin reisen möchte, für den stellen die SBB an Ostern zusätzlich 49 Extrazüge zur Verfügung. Ein Grossteil der Züge wird durch den Gotthard-Basistunnel verkehren. Die SBB empfehlen für alle Verbindungen eine Sitzplatzreservation. «Überbelegte Züge können aus Sicherheitsgründen nicht durch den Gotthard-Basistunnel verkehren. Für alle Züge, welche zu den Hauptreisezeiten über die Panoramastrecke verkehren, sind Sparbillette erhältlich.»