Es ist Auffahrt. Die Touristen reisen nach dem Lockdown wieder ins Tessin. Und werden prompt mit Bussen vergrault. Nicht nur in Bergdörfern wie Mergoscia (BLICK berichtete). Auch Gandria am Luganersee ist ein Tessiner Sehnsuchtsort. Doch wo früher Tagesausflügler, Zweitwohnungsbesitzer, Feriengäste, Lieferanten und Angestellte parkieren durften, versperrt eine Schranke die Zufahrt zum einstigen Fischerort und zu über 30 Parkplätzen, die früher zur Verfügung standen. Gästen und Angestellten bleiben noch 50 Parkplätze an der Kantonsstrasse.
«Wir haben jährlich 80'000 Besucher, davon kommen 40'000 mit dem Schiff. Aber die meisten reisen mit dem Auto an. Die Parkplätze waren schon früher ein grosses Problem. Mit der Streichung droht der Ort nun zu sterben», sagt Francesca Solari (69) zu BLICK. Denn wer nicht parkieren könne, fahre weiter und komme vielleicht nicht wieder. Die Journalistin und ihr Ehemann Giorgio Bellini (75) führen Info-Point und Bottega am Anlegesteg, sorgen für Kunst und Kultur im 130-Seelen-Dorf.
Über 80 Unterschriften gegen Schranke gesammelt
Solari spricht Gandrias 40 Wirten, Lädeli-Besitzern und Vermietern aus der Seele. Zusammen haben sie die Gruppe Moratorium gebildet und 82 Unterschriften gegen den Parkplatz-Exodus gesammelt. Trotzdem blieb die Schranke an Auffahrt unten. Bitter: Wegen Corona gibt es keine Schifffahrt. Gandria ist isoliert. Das Dilemma bedrohe Existenzen, fürchtet die Gruppe. 30 Arbeitsplätze seien gefährdet, so Solari.
Hinzu komme der Bussenterror. «Kaum steht jemand im Parkverbot, wird das sofort der Stadtpolizei gemeldet», sagt Giorgio Bellini. Nicht nur Touristen, sondern auch Lieferanten und Menschen, die im Ort arbeiteten, müssten dann zwischen 40 und 120 Franken Busse zahlen. Unwürdig für Gandria, findet Solari. «Der Ort ist international bekannt. Hier leben Menschen aus 20 Nationen.»
Wenig Touristen in den Gassen
Wenig Touristen sind dieser Tage in den Gassen. Graziella Bottari (56) und ihre Freundinnen Caterina Esposito (28) und Maria di Maina (54) sind von Lugano hermarschiert. Eine Schifffahrt sei teuer, sagt Caterina. «Für Familien ist die Anreise mit dem Auto günstiger.» Für Pfingsten zeigt Lugano Erbarmen. Die Schranke wird geöffnet. Bis zum 7. Juni. Dann fahren die Schiffe wieder. Dann ist auch wieder Schluss mit dem Parkieren.
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