Polizist erschiesst Asylbewerber (38) aus Sri Lanka in Brissago TI
Norman Gobbi: «Wir sind hier nicht im Wilden Westen!»

In der Tessiner Grenzgemeinde Brissago ist in der Nacht auf Samstag ein Asylsuchender bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Ein Polizist schoss auf den mit zwei Messern bewaffneten Mann. Dem Einsatz war ein Streit vorausgegangen. Um 16.30 Uhr will der Tessiner Kantonspolizei-Kommandant Matteo Cocchi die Öffentlichkeit zum Vorfall informieren.
Publiziert: 07.10.2017 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 11:36 Uhr
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Ein Untersuchungsbeamter der Tessiner Polizei verlässt die Asylunterkunft.
Foto: Keystone/Ti-Press/Gabriele Putzu

Die Polizei wurde kurz vor 2 Uhr wegen einer Auseinandersetzung unter mehreren Personen alarmiert, wie die Kantonspolizei Tessin und die Tessiner Staatsanwaltschaft mitteilten. Mehrere Polizisten begleiteten zwei Asylsuchende ins Gebäude, wo sich eine «noch nicht geklärte» Situation bot.

Laut den Behörden stürmte daraufhin ein dritter Asylsuchender auf die beiden Asylbewerber, die die Polizisten begleiteten, los. Der Angreifer – ein 38-jähriger Mann aus Sri Lanka – war mit zwei Messern bewaffnet. Zum Schutz der Anwesenden feuerte einer der Polizisten mit seiner Pistole mehrere Schüsse ab. Dabei wurde der Bewaffnete schwer verletzt.

Trotz sofortiger erster Hilfe durch die Polizisten konnten die herbeigerufenen Sanitäter nur noch den Tod des Mannes feststellen. Die anderen Beteiligten und die Polizisten wurden nicht verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Offen ist, ob der Polizist zur Verantwortung gezogen wird. In einer Medienkonferenz am Nachmittag erklärt der Tessiner Polizei-Kommandant Matteo Cocchi, der Beamte habe «wohl verhältnismässig» reagiert. «Es gab für den Polizisten keine andere Handlungsmöglichkeit in dieser Situation.»

Ebenfalls zum Vorfall äusserte sich auch der Tessiner Staatsrat und Leiter des Departements für Inneres, Norman Gobbi: «Wir haben schon in anderen Städten in Europa gesehen, dass Menschen mit einem einfachen Messer getötet werden können.» Kritisch fügt er aber auch an: «Wir sind hier nicht im Wilden Westen. Es darf nie leichtfertig geschossen werden.» (noo/cat/SDA)

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