Anna R.* (†22) starb in einem Tessiner Hotelzimmer einen qualvollen Tod. Sie ist erstickt. Ihr Freund Dirk W.** sitzt deswegen in Lugano in Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vorsätzliche Tötung und nachrangig Totschlag vor (BLICK berichtete).
Der Deutsche selbst gab zwar an, Anna sei bei einem Sex-Unfall ums Leben gekommen. Die Ermittler haben jedoch Zweifel an seiner Version. Die Leiche der Britin, die am Dienstag um 7 Uhr im Badezimmer des Hotels Ramada La Palma in Locarno gefunden wurde, wies ausser Spuren von Strangulierung auch kleine Schnitte sowie Frakturen auf. Die Autopsie wurde mittlerweile abgeschlossen, die Resultate wurden aber nicht öffentlich kommuniziert.
Zuerst starb Mutter, jetzt die Tochter
Annas Vater Clive R.* (62) und Schwester Millie R.* (24) sind gemäss BLICK-Informationen schon am Donnerstagabend in die Schweiz gereist, nachdem sie am Mittwoch über die schreckliche Nachricht informiert worden waren. Sie sollen im Tessin die Leiche identifizieren.
Es ist nicht der erste plötzliche Todesfall in der Familie. Annas Mutter Mary R.*, die als Mathematiklehrerin arbeitete, starb vor vier Jahren an einem Gehirnaneurysma. Sie stürzte eine Treppe runter und stiess sich den Kopf an einer Steinstufe an. Zu Lebzeiten soll sie psychische Probleme gehabt haben.
Die am Boden zerstörte Familie hofft nun, Antworten auf den Tod ihrer geliebten Tochter und Schwester zu finden.
Teuere Shoppingtour im Tessin
Doch was ist im Hotelzimmer 501 passiert? Noch am Montag postet das Paar ein Bild auf Facebook, das die beiden Verliebten zeigt. Sie geniessen das schöne Wetter, besuchen in der Nähe des Hotels eine teure Boutique. Sie entscheidet sich für zwei edle Kleider, Dirk W. bezahlt in bar. «Beide waren Einzelstücke», sagt der Verkäufer zum BLICK. «Sie schien sehr zufrieden und glücklich, mit ihrem Freund zu sein», sagt er. Er kann sich nicht erklären, wie nur Stunden später alles im Drama enden konnte. «Wir sind hier alle sehr traurig», sagt der Verkäufer.
Die Situation eskaliert in der Nacht. Hotelgäste hören Schreie aus dem Zimmer im fünften Stock. Um 6.30 Uhr nimmt Dirk W. den Lift runter an die Rezeption, ist angespannt, bittet um Hilfe, da es seiner Freundin «gesundheitlich nicht gut gehe». Sofort wird die Ambulanz alarmiert. Doch Anna R. ist tot, liegt erstickt in der Badewanne des Viersternehotels.
Das tödliche Ende eines Liebestrips. Die Frage bleibt, warum Anna R. ihr Leben lassen musste. In einem Zimmer, welches sie mit ihrem Freund, einem tätowierten deutschen Muskelprotz, teilte. Was hatte sie nur an ihm gefunden?
Dirk W. war in Entzugsklinik
Der Deutsche, der in Zürich lebt, soll sein Geld als Türsteher und Barkeeper verdient haben. In seinem Umfeld fragte man sich, wie sich der zweifache Vater die teuren Reisen - unter anderem vergangene Woche nach Singapur - überhaupt leisten konnte. «Da kann etwas nicht stimmen», sagt eine Quelle und erzählt, dass der 29-Jährige offenbar Kokain- und Alkoholprobleme habe. Laut BLICK-Informationen wurde Dirk W. deswegen bereits in einer Zürcher Entzugsklinik behandelt.
Mit der zierlichen Britin kam der tätowierte Rocker erst dieses Jahr zusammen. Wie sie sich kennengelernt hatten, ist unklar. In ihrem Instagram-Profil bezeichnete sich die junge Frau als «Berlin Baby». Laut Medienberichten soll Vater Clive seiner Tochter eine Weltreise zum 21. Geburtstag geschenkt haben. Die ältere Schwester Millie soll dasselbe Geschenk vor drei Jahren erhalten haben.
Millionenschwere Familie
Die Britin stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, die im Pferdezucht-Geschäft in der Stadt Harrogate in der Grafschaft North Yorkshire tätig ist. Ihr Grossvater Guy R.* hatte 1970 das heutige Familienanwesen «Copgrove Hall Stud» von einem anderen Pferdezüchter gekauft. In den 80ern kam ein weiteres Grundstück gleich gegenüber hinzu. Die 300 Hektar verwandelte der Grossvater in einen erstklassigen Pferdezuchtbetrieb. Mittlerweile befinden sich mehrere Ställe im Familienbesitz. Guy R. lebte später in Monaco, wo er 2013 im Alter von 91 Jahren verstarb.
Annas Vater arbeitet im Unternehmen als Treuhänder. «Clive ist am Boden zerstört, und niemand kann glauben, was passiert ist», sagt ein Mitarbeiter der Firma. Auch Schwester Millie soll dort tätig sein.
Als Kind besuchte Anna laut «Mirror» das Ashville College in Harrogate. Die Jahresgebühren betrugen über 18'000 Franken. Eine Nachbarin der Familie sagt, Anna sei ein «liebevolles und hübsches Mädchen» gewesen. «Sie hat früher manchmal auf unsere Kinder aufgepasst. Sie war so reizend», sagt die Frau. Die Tragödie sei ein absoluter Schock.
Im Hotel Ramada La Palma geht der Betrieb in der Zwischenzeit normal weiter. Das Hotel ist sogar für die nächsten Tage komplett ausgebucht. (man)
* Namen bekannt
** Name geändert