Gestern Abend kommt auf dem TCS-Campingplatz «La Piodella» in Muzzano TI ein 5-jähriges Mädchen ums Leben. Die Mutter hat ihre Tochter offenbar alleine im Auto gelassen (Blick.ch berichtete).
Die Feriengäste stehen unter Schock. «Alle fragen sich, wie so eine Tragödie passieren konnte», sagt eine Frau gegenüber «tio.ch». Sie hat selber vier Kinder, einer ihrer Töchter ist im Alter des toten Mädchens.
Wieso die 5-Jährige gestorben ist, weiss man noch nicht. Die Todesursache ist noch nicht geklärt, sagt die Tessiner Kantonspolizei. Kam es im Innenraum des Autos zum tödlichen Hitzestau? Das Thermometer kletterte gestern auf über 33 Grad – Temperaturen, die fatale Folgen haben können.
Lebensgefahr nach 15 Minuten
Ende August des vergangenen Jahres starb in La Chaux-de-Fonds NE ein Baby im Auto. Der Vater hatte seine Tochter (16 Monate) einfach vergessen und war ins Büro gegangen. An jenem Mittwoch war es nur kurze Zeit über 20 Grad warm. Doch das reichte bei Weitem. Wie ein Test des TCS ergeben hat, kann die Innentemperatur schon in wenigen Minuten 40 Grad erreichen.
«Zudem muss das Kind nur etwas Durchfall haben, dann droht sehr schnell Austrocknung», sagte Kinderarzt Faruk Hadziselimovic vom Kindermedizin-Zentrum in Liestal.
Ist es draussen 35 Grad heiss, kann das Klima im Auto bereits nach einer Viertelstunde lebensgefährlich werden.
In den USA sterben pro Jahr durchschnittlich 40 Kinder in überhitzten Autos. «Dass es gefährlich ist, Kinder im Auto zu lassen, ist lange bekannt. Und trotzdem passiert es noch immer, das ist tragisch!», erklärt Andrew Grundstein von der Uni Georgia. Er hat in einer Studie die Hitzebildung in geschlossenen Autos untersucht.
Bei 42 Grad versagt der Organismus
Auf die kleinen Kinderkörper haben die hohen Temperaturen eine besonders heftige Wirkung. Kinder können Wärme viel schlechter ausgleichen als Erwachsene. Autositz und Kleider verhindern zudem, dass sie richtig schwitzen können. Und das Wasser, das sie als Schweiss verlieren, kann nicht durch Trinken ersetzt werden. Damit das Blut nicht zähflüssig wird, bräuchte der Körper aber dringend Flüssigkeit – und Sauerstoff.
Allerdings fehlt im Innern des Autos die Luftbewegung, der Körper erhitzt drei Mal schneller als bei gleichen Temperaturen im Freien. Irgendwann wird es dem Körper zu viel, ab einer Körpertemperatur von über 42 Grad versagt der Organismus. Die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und Herz und Kreislauf funktionieren nicht mehr – der Hitzetod tritt ein.
Hätte der gestrige Tod des kleinen Mädchens verhindert werden können? Die Mutter konnte noch nicht zum Vorfall befragt werden. Sie befindet sich noch in ärztlicher Obhut. (lex)