Knast für Tessiner Raser
Enrico T. (23) liess Unfallopfer sterben

Viereinhalb Jahre nach dem Horror-Crash von Malvaglia TI stand Raser Enrico T. gestern wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und Anstiftung zur Falschaussage vor Gericht.
Publiziert: 03.03.2020 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 20:31 Uhr
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Viereinhalb Jahre nach dem Horror-Crash in Malvaglia wird Raser Enrico T.* (23) wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und Anstiftung zur Falschaussage zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Foto: Yvonne Vitali
Myrte Müller

Niederträchtig. Zynisch. Eiskalt. Der Staatsanwalt spart nicht mit Kraftworten. Es ist nicht nur der Tod des angehenden Bankangestellten Michele S.* (†21), nicht nur der Zusammenprall zweier Autos. Das, was den Staatsanwalt besonders erschreckt, ist das unglaubliche Verhalten des Tessiner Rasers Enrico T.* (23) nach dem Horror-Crash.

Punkt für Punkt wurde gestern im Gericht von Lugano TI jene verhängnisvolle Nacht auf den 31. Oktober 2015 in Malvaglia TI Revue passiert. Enrico T. war damals 19 Jahre alt. Der Schreinerlehrling zieht von Beiz zu Beiz. Er trinkt Bier und Panaché. Später folgen Shots und Jägermeister. Als sich Enrico T. ins Auto seiner Mutter setzt, um zur Disco nach Bodio TI zu fahren, hat er zwischen 0,74 und 1,33 Promille im Blut.

Nach Bier folgten Shots

Es ist kurz vor Mitternacht. Auf der Höhe von Malvaglia zieht Enrico T. mit durchgetretenem Gaspedal am Auto eines Kollegen vorbei. In der Rechtskurve verliert der Raser die Kontrolle über den VW. Der Touareg kracht in ein entgegenkommendes Fahrzeug. Es ist der Subaru von Michele S. aus Marogno TI. Das Auto schleudert von der Fahrbahn. Michele liegt blutüberströmt im Wrack.

Doch Enrico T. holt keine Hilfe. Er will sich aus der Affäre ziehen, ruft zwei Kollegen an, um sie zu überreden, die Schuld auf sich zu nehmen – da er ja getrunken hatte. Als die ablehnen, überzeugt er seinen Kollegen und dessen Freundin, vor der Polizei auszusagen, dass Michele S. den Unfall verursacht habe. Was die beiden später auch behaupten werden. Erst 25 Minuten nach dem Crash wählt Enrico T. die 117. Zu spät für Michele. Er stirbt vor Ort.

Richter glaubt nicht an späte Reue

Mit hängenden Schultern sitzt Enrico T.* (23) nun vor dem Richter. Er habe sich eine Festung auf Lügen aufgebaut, um sich zu schützen. Im Laufe der Verhöre sei die Festung zusammengestürzt. Heute wisse er, dass er alles falsch gemacht habe.

Der Richter glaubt nicht an die späte Reue und folgt dem Staatsanwalt. Der sieht ganz klar fahrlässige Tötung, unterlassene Hilfeleistung und Anstiftung zur Falschaussage. Enrico T. wird zu drei Jahren und drei Monaten Knast verurteilt.

* Namen geändert

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