Kinder missbraucht – Nachbarn über Tessiner Horror-Eltern
«Im Haus wurde viel herumgebrüllt»

Über zehn Jahre lang missbrauchten Alberto* (50) und Karin C.* (45) aus Bellinzona TI ihre beiden Kinder. Jetzt wartet das Ehepaar auf seinen Prozess.
Publiziert: 20.08.2019 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2019 um 07:53 Uhr
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Sitzen seit drei Jahren in Haft und warten auf ihren Prozess: Alberto C. und seine Frau Karin.
Foto: Facebook
Myrte Müller

Der schwarz verkleidete Zaun verdeckt den Blick aufs Grundstück. Ein gelbes Schild warnt vor bissigen Hunden. Und noch immer stehen die Namen der wohl schlimmsten Eltern des Tessins auf dem roten Briefkasten. Das Haus steht heute zum Verkauf. Vier Zimmer auf rund 80 Quadratmeter. Geräumt, herausgeputzt, mit frisch getünchten Wänden und Holztäfelung. Nichts erinnert mehr an das Grauen, das hinter der Fassade geschah. Das Rustico war die letzte Station eines jahrelangen Martyriums, das vor über einem Jahrzehnt begann und sich mittlerweile zu einem der schlimmsten Fälle von Kindesmissbrauch im Südkanton entpuppt.

Ein italienisches Paar (45 und 50) vergewaltigt seine eigenen minderjährigen Kinder und zwingt sie zu abartigen Handlungen. Immer wieder. Die Staatsanwaltschaft geht offenbar von über Einhundert Übergriffen aus. Besonders gequält worden sei das damals noch kleine Mädchen (BLICK berichtete). Die Schandtaten wurden auf Video und Fotos festgehalten. Die Schändung fand immer innerhalb der Familie statt. Gegen Dritte wird nicht ermittelt. 

Ermittlungen dauern über drei Jahre

Die Hölle hat erst ein Ende, als die Tochter sich einem Bekannten anvertraut. Der alarmiert die Polizei. Im April 2016 wurden Alberto* (50) und Karin C.* (45) festgenommen. Seitdem sitzen sie in Haft. Damals fordert die Staatsanwaltschaft von den Medien Stillschweigen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Die dauern über drei Jahre. Im Juli sind sie endlich abgeschlossen. Jetzt warten die Horror-Eltern auf ihren Prozess. Sie haben ihre Schandtaten bereits gestanden.

Der Ortsteil, wo die Schändungen stattfanden, hat nur wenige Bewohner. Ein Nachbar erinnert sich an die Familie: «Die Leute lebten sehr zurückgezogen, hatten keinen Kontakt mit uns im Ort.» Laut und streitsüchtig seien sie gewesen. «Da waren vier grosse Hunde, die immer kläfften», erzählt der Mann dem BLICK, «im Haus wurde viel herumgebrüllt. Ich habe oft die Tochter schreien hören.» 

Horror-Eltern lebten auf grossem Fuss

Alberto C. habe auf recht grossem Fuss gelebt. «Er hatte ein grosses Motorrad, ein Auto und einen Wohnwagen,» sagt der Nachbar weiter. Woher er wohl das viele Geld hatte? Der Mann zuckt mit den Schultern. Das italienische Ehepaar kam vor zehn Jahren ins Tessin. Es schlug sich mit Jobs durch; er als Vertreter, sie in Bars. Nur vier Wochen vor ihrer Verhaftung hatte sie eine Metzgerei eröffnet. Dann verschwanden sie. Eine ehemalige Kundin sagt BLICK: «Es hiess, sie hätten wegen familiärer Probleme nach Italien gemusst.» In Wahrheit sassen die Horror-Eltern bereits im Tessiner Knast. 

* Name geändert

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