Gangster sprengen erneut Raiffeisen-Automaten im Tessin
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Mit selbst gebauten Bomben:Gangster sprengen erneut Raiffeisen-Automaten im Tessin

Italo-Bande sprengt reihenweise Tessiner Bankomaten – Sicherheitsexperte warnt
«Die Schweiz ist nicht gerüstet»

Immer häufiger fliegen im Tessin und in Norditalien Geldautomaten in die Luft. Sicherheitsexperte Stefano Piazza (52) warnt vor dem Boom der modernen Panzerknacker.
Publiziert: 19.03.2019 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2019 um 15:08 Uhr
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Scherben überall im Inneren der Bankfiliale von Arzo TI. Am 30. November hatten Diebe den Geldautomaten in die Luft gejagt.
Myrte Müller

Leise sind diese Diebe nicht. Es ist Donnerstag, der 14. März. Die Bewohner am Dorfplatz Pietro Demarta von Novaggio TI schlafen tief und fest. Niemand beobachtet, was an der Raiffeisenbank-Filiale passiert. Gegen 2.30 Uhr bringen Unbekannte Sprengstoff an dem Geldautomaten an - dann knallts!

Ehe jemand reagieren kann, hat die Bankomaten-Bande bereits die Kasse geplündert. Als die Kapo eintrifft, sind die Räuber bereits über die, nur wenige Kilometer entfernte, italienische Grenze auf und davon (BLICK berichtete).

Schon der vierte Coup

Es ist der vierte Anschlag auf Geldautomaten im Südtessin innerhalb von nur dreieinhalb Monaten. Die Raub-Serie beginnt am 23. November – ein Tag vor dem Black Friday. Der Automat der Raiffeisenbank in Coldrerio TI ist für Kunden in Shopping-Laune gut gefüllt.

Offenbar wissen das die drei Räuber. Sie fahren im gestohlenen Lieferwagen vor, jagen den Bankomat mit Wucht in die Luft, so dass die Fetzen fliegen - und entkommen mit 400'000 Franken über einen unbewachten Grenzübergang. 

Der zweite Überfall fand eine Woche später statt

Eine Woche später ist wieder eine Filiale der Raiffeisenbank dran. Diesmal in Arzo TI. Wieder knallts. Wieder entkommen die Gangster mit üppiger Beute. Sie lassen nicht lange auf sich warten. Anfang Februar greifen sie sich den Geldautomaten in der Migros von Taverne-Torricella TI und türmen unerkannt mit der Beute.

Es folgen am vergangenen Wochenende zwei weitere Anschläge im italienischen Grenzgebiet. Insgesamt verbucht Norditalien seit Oktober 2018 über ein Dutzend gesprengter Geldautomaten. «Die Diebe gehen meist mit dem Marmotta-System vor. Sie zünden Schiesspulver in kleinen Bleistiftschachteln aus Blech», erklärt Stefano Piazza (52) BLICK. 

Zunehmend Trittbrettfahrer am Werk

Dass es sich bei den Tätern um eine einzelne Bande handelt, bezweifelt der Tessiner Sicherheitsexperte. Während früher organisierte Profis aus Ost-Europa am Werk gewesen seien, würden heute immer mehr Trittbrettfahrer Sprengstoff einsetzen.

Grund seien die tieferen Strafen. Für bewaffneten Raubüberfall gibts höhere Gefängnisstrafen. «Seit einigen Jahren benutzen die Diebe zunehmend Sprengstoff», sagt Piazza. «Das gilt immer noch als Diebstahl.»

Doch Sprengungen müssen gekonnt sein.«Die holen sich die Bomben-Anleitungen aus dem Netz, können aber nicht mit den Dosierungen umgehen», erklärt der Buchautor, «die sprengen dann mitunter auch Teile der Gebäude. Das ist hochgefährlich für die Anwohner.»

Dilettanten am Werk? 

So waren in der Nacht auf den vergangenen Samstag im Mailänder Hinterland wohl auch eher Dilettanten am Werk. Sie hatten eine viel zu grosse Sprengladung am Bankomaten der BCC-Bank in Busto Garolfo (I) angebracht. Als diese detonierte, wurden zwei Schaufenster zertrümmert, die Büroräume zerstört - und vor allem die meisten Geldscheine im Automaten zerfetzt.

«Die Schweiz ist auf solche Taten nicht vorbereitet», meint Stefano Piazza, «daher sind die Banken hier leichte Beute für diese Verbrecher.» Besonders leicht würde den Tätern aus Italien die Flucht gemacht. «Viele der kleinen Grenzübergänge bleiben nachts unbewacht», kritisiert Piazza, «das müsste geändert werden.» Zudem fordert der Sicherheitsexperte: «Es braucht einen besseren Informationsaustausch mit den Polizeien und Staatsanwaltschaften des benachbarten Italiens.»

So ist ein Bankautomat aufgebaut.
Foto: Blick Grafik
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