«Ihr Anruf wird weitergeleitet»
Roaming-Warnung versaut Italo-Freiern das Sex-Abenteuer im Tessin

Über 80 Prozent der Sex-Kunden im Südkanton kommen aus Italien. Grund bisher: die Anonymität. Doch jetzt macht ihnen das Handy einen Strich durch die Rechnung – und auch den Bordell-Betreibern.
Publiziert: 10.10.2019 um 12:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2019 um 15:55 Uhr
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Italienische Freier aufgepasst! Beim Eintritt in die Schweiz wechselt das Netz. Das kann Anrufern den Standort verraten. Peinlich, wenn er ein Puff ist.
Foto: Lorenz Keller
Myrte Müller

Mal schnell über die Grenze zum Sex. Das war immer das Erfolgsrezept der Tessiner Bordelle. Über 80 Prozent der Freier kommen aus dem italienischen Grenzgebiet. Viele Puffs und totale Diskretion lockten viele Freier an. Tempi passati!

Tote Hose in der Wirtschaft und eine harte kantonale Politik gegen das horizontale Gewerbe liessen die Zahl der Bordelle bereits von einst 38 auf acht schrumpfen. Nun geht auch die Anonymität flöten. Denn das Roaming enttarnt die Freier.

Weibliche Stimme verrät den Freier

Es reicht ein Anruf von der Freundin oder der Mamma aus Italien – und nicht mehr nur der Freier sieht rot. Eine Reporterin der italienischen Fernsehsendung «Striscia la Notizia» ging der Sache nach. Sie wählte in Lugano TI die eigene Handynummer. Und siehe da: Eine weibliche Stimme kündigt auf Deutsch an «Ihr Anruf wird weitergeleitet» – ins Schweizer Netz! So wird auch der eine oder andere Freier auf frischer Tat ertappt.

Bordellen, die sich weiter als 25 Kilometer vom Grenzübergang befinden, vermiest dies das Geschäft. «Der Kunde will hier unbeobachtet sein und keine Probleme haben», sagt Michel Da Ros vom BamBoo Club in Lugano gegenüber «Striscia la Notizia». Das verräterische Roaming sorge schon für einen Rückgang der Freier.

Bordell-Geschäft brummt nur in Grenznähe

Doch nicht überall schrillen die Alarmglocken. In Chiasso TI hält das italienische Netz – und auch die Sex-Klientel. «Unsere Freier stammen zu über 90 Prozent aus dem italienischen Grenzgebiet», sagt Stefano Taroni vom Maxim Escort Club. Das Geschäft des Etablissements in der Tessiner Grenzstadt brummt. Auch dank des italienischen Netzes. «Bei uns wird keiner übers Handy erwischt», so Taroni weiter.

Manche Konkurrenten in Grenznähe wie die Bar Calypso 2 in Ponte Cremenaga TI nehmen das Thema auf und locken mittlerweile nicht nur mit Strapsen. In ihrer Werbung garantieren sie: Kein Schweizer Netz im Puff!

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