Es war die schrecklichste Tragödie des Sommers. Am 21. Juli 2015 vergisst Anja S. (41) aus Suhl TG ihre kleine Tochter im verschlossenen Van. Es ist brütend heiss an jenem verhängnisvollem Samstag. Chayenne (6) stirbt innert Minuten an Überhitzung.
Erst drei Stunden später wird das tote Kind im Auto gefunden. Verzweifelt zerrt Anja S. ihre leblose Tochter auf den Parkplatz-Asphalt, versucht sie zu reanimieren. Vergebens.
Tod war keine Absicht
Gegen Anja S. beginnt ein Ermittlungsverfahren. Das wurde nun nach Artikel 54 eingestellt. Auch wenn Anja S. die Tötung ihres Kindes verschuldet habe, erklärt Staatsanwältin Fiorenza Bergomi, so sei ihr Verhalten doch ohne jede Absicht gewesen.
«Die Mutter war anhand von falschen Informationen davon ausgegangen, dass ihre Tochter auf dem Camping-Platz spielte», teilt die Tessiner Staatsanwaltschaft in einem Pressecommuniqué mit.
«Unauslöschlicher Schmerz»
Die Mutter sei gestraft genug, meint die Ermittlungsbehörde, «sie wurde durch die direkten Konsequenzen ihrer Unaufmerksamkeit so stark betroffen, dass eine strafrechtliche Verurteilung unangemessen erscheint».
Staatsanwältin Fiorenza Bergomi meint, Anja S. habe schon genug gelitten. «Es steht ausser Zweifel, dass die Mutter des kleinen Mädchen, das sie geboren und aufgezogen hat, aufgrund ihrer Fahrlässigkeit bis heute einen unauslöschlichen Schmerz in sich trägt.»