Hitze-Tragödie auf dem Campingplatz in Muzzano TI
Ihre Schwestern fanden Chayenne (†6) tot im Auto

Am Dienstagabend spielte sich auf einem Campingplatz im Tessin ein Drama ab. Ein Mädchen starb eingesperrt im Auto. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Tragödie aus.
Publiziert: 23.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:56 Uhr
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Für Chayenne kam jede Hilfe zu spät.
Von Cyrill Pinto, Céline Krapf und Myrte Müller

Die fröhliche Ferienstimmung auf dem Tessiner Campingplatz «La Piodella» in Muzzano bei Lugano endet am Dienstagabend jäh. Gegen 20 Uhr rennen die drei Schwestern (15, 13 und 9) schreiend zu ihrer Mutter Anja S. (40) in den Wohnwagen. Sie haben das Nesthäkchen gefunden: Cheyenne († 5) liegt tot im Auto der Familie aus dem Thurgau.

Die Nachbarn auf dem Campingplatz sind geschockt. Angelika und André R.* aus Schwyz haben die Tragödie hautnah miterlebt. Die Mutter, erzählen sie, habe die Autoschlüssel gepackt und sei mit den Kindern zum Parkplatz gestürmt. «Wir sind ihnen gefolgt», sagt André R. «Als wir ankamen, lag die Jüngste reglos auf dem Boden. Die Mutter versuchte, sie zu reanimieren. Die Schwestern standen daneben, haben um Hilfe geschrien und geweint – es war schrecklich.»

Nur Minuten später treffen Polizei und Ambulanz ein. «Ziemlich schnell sagte jemand, dass die Kleine tot sei», sagt das Ehepaar aus Schwyz.

Darauf sei die Mutter getaumelt und zusammengebrochen – auch die älteste Tochter erlitt einen Zusammenbruch. Beide sind im Spital – die Polizei konnte noch nicht mit ihnen sprechen. «Sie stehen unter Schock und werden voraussichtlich erst heute befragt», sagt der Sprecher der Tessiner Staatsanwaltschaft, Saverio Snyder.

Am Tag nach der Tragödie ist man auf dem Camping bestürzt. «Der Gedanke, dass ich am Strand lag, während dieses arme Kind im Auto starb, ist unerträglich», sagt Karl Wagner (64) aus Degersheim SG. Er macht mit seiner Frau Edith (64) auf dem Camping am Lago di Lugano Ferien. Sie sagt: «Es muss schlimm sein für die Mutter.» Die Staatsanwaltschaft geht von einer Tragödie aus. Das Tessiner Fernsehen RSI berichtet auf seiner Homepage, die Mutter habe das Kind nach einem Ausflug im Auto schlafen lassen – und dann vergessen. Drei Stunden habe Chayenne im heissen Wagen gelegen.

Die Familie machte seit fünf Tagen auf dem Camping Ferien. Am Nachmittag sei sie einkaufen gefahren, sagen andere Camper. Als Cheyenne reanimiert wurde, sei sie trotz der Hitze voll bekleidet gewesen. Bekannte der Familie wissen, dass die Eltern in Scheidung leben: «Das fünfjährige Nesthäkchen war der Liebling des Vaters.» Nächste Woche wollte er ins Tessin fahren und die Mutter auf dem Campingplatz ablösen.

*Namen der Red. bekannt

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