Ein unscheinbares, etwa 2,7 Kilo schweres Päckchen wird im September 2002 vom Pöstler an der Zürcher Redaktion der albanisch-kosovarischen Zeitung «Bota Sot» abgegeben. Darin befindet sich eine Splitterhandgranate. Sie sollte beim Öffnen des Pakets losgehen. Doch der Paketbombenanschlag misslingt.
Der Staatsanwalt des Bundes hat heute Donnerstag elf Jahre Gefängnis für den Verdächtigen, den schweizerisch-mazedonischen Doppelbürger Jeton L. (41), beantragt. Die Vorwürfe: mehrfacher versuchter Mord und Wiederhandlung gegen das Waffengesetz.
Zwölf Menschen waren beim Öffnen in der Nähe
Der Angeklagte sei «hinterhältig und perfid» vorgegangen. Nachdem er das mit der Adresse eines Weinhändlers versehene Paket am 26. September 2002 bei der Post aufgegeben hatte, habe er keinerlei Einfluss mehr auf die Bombe gehabt.
Er habe nicht gewusst, wer das Paket öffnen würde. Für alle Personen im Umkreis von neun Metern wäre die Explosion tödlich gewesen. Dass der Zünder der Paketbombe nicht betätigt wurde, sei dem Zufall zu verdanken, führte der Staatsanwalt aus. Zwölf Menschen befanden sich beim Öffnen des Pakets in der Nähe.
Für den Erwerb und Besitz einer Pistole und von Munition soll Jeton L. zudem zu einer bedingten Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 90 Franken verurteilt werden.
Das sagt Jeton L. zum Motiv
Die Bombe sollte ein Denkzettel sein und nicht explodieren, sagte der Angeklagte vor dem Bundesstrafgericht.
Als Tatmotiv nannte Jeton L. die emotionale Betroffenheit mit zivilen Opfern des Kosovokrieges. «Bota sot» habe während des Krieges Angaben über Fluchtwege veröffentlicht, was zu Massakern geführt habe.
Ein DNA-Abgleich führte fast 15 Jahre nach der Tat durch Zufall zum Angeklagten.
Die für die Paketbombe verwendete Handgranate hatte Jeton L. aus Mazedonien. Der Sprengkörper war ein Geschenk für seinen mehrmonatigen Einsatz bei der Befreiungsarmee des Kosovo UCK im Jahr 2001. (SDA/noo)