Die Sonnenstube macht dieses Jahr ihrem Namen alle Ehre. Der Sommer war schon super. Nach 2013 und 2015 war er der wärmste seit 154 Jahren. Im Herbst ging das Kaiserwetter im Tessin nahtlos weiter. Es regnete nur halb so viel wie sonst.
Und der Oktober schlug geradezu alle Rekorde: Nur 30 Milliliter Regen gab es im ganzen Monat statt der üblichen 200 Milliliter. Eine solch goldene Herbstmitte hat MeteoSchweiz seit Bestehen anno 1863 in der Sonnenstube noch nie gemessen.
Der Nordföhn bringt Sonne und klares Wetter
Grund für den Sonnen-Rekord ist der Nordföhn. «Er hat extrem oft geweht im Tessin», erklärt Meteorologe Joachim Schug von MeteoSchweiz. «Er sorgte für helle Sonne und glasklares Wetter.» Ungewöhnlich, meint der Meteorologe. «Normalerweise bläst im Herbst der Südföhn im Tessin.» Der brächte eher Dunst von der Poebene.
Mit ein Grund für das Dauerhoch: die Hurrikane aus der Karibik. «Sie ziehen abgeschwächt bis nach Europa in Richtung Island», sagt Joachim Schug. «Kommt es dann dort zum kräftigen Sturmtief, dann herrscht ein Hoch über den Alpen.»
Auch die Temperaturen waren mild. Der 7. September bescherte mit 27 Grad Celsius den wärmsten Tag im Tessiner Herbst. Der zweitwärmste folgte mit 26 Grad Celsius am 27. Oktober.
Keine weisse Weihnacht im Tessin
Nicht jeder freut sich über das Kaiserwetter. Während jenseits des Gotthards die Wintersport-Saison beginnt, sind im Tessin noch alle Pisten braun. Zudem steigt die Waldbrandgefahr.
Mit Sonne und acht Grad Celsius Höchsttemperatur verabschiedete sich der Südkanton vom Herbst. Am 1. Dezember zeigte sich kurz der Winter in der Sonnenstube. Aber schon am Sonntag kehrt die Sonne zurück.
Das soll dann auch so bleiben. «Voraussichtlich wird auch der Winter trocken und schön», sagt Joachim Schug. Mit weissen Weihnachten rechnet der Meteorologe jedenfalls nicht.