Fuhrhalter Giezendanner über den Horror-Crash am Gotthard
«Es trieb mir die Tränen in die Augen»

Gestern fuhr ein italienischer LKW am Stauende vor dem Gotthard in einen Personenwagen. Eine deutsche Familie musste ihr Leben lassen. Nationalrat und Transportunternehmer Ulrich Giezendanner kennt die italienische Firma und stuft deren Lastwagen als sicher und modern ein.
Publiziert: 27.07.2016 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:42 Uhr
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Nur noch ein Haufen Blech und Kunststoff: Das Auto der deutschen Familie wird geborgen.
Foto: M. Franjo
Lorenz Zahler

«Es trieb mir fast die Tränen in die Augen», sagt Ulrich Giezendanner (62, SVP) gegenüber BLICK, als er vom Unfall am Gotthard erfuhr. Er hat selbst ein Speditionsunternehmen und weilt derzeit gerade im Tessin. «Ich bedauere den Unfall sehr», so der Nationalrat und Präsident der Auto-Strassen-Hilfen Schweiz.

Nationalrat Ulrich Giezendanner (SVP) hat selbst ein Transportunternehmen.
Foto: GAETAN BALLY

Gestern kam auf der Autobahn A2 bei Piotta TI eine deutsche Familie ums Leben. Ihr Auto wurde am Stauende vor dem Gotthardtunnel zwischen zwei Lastwagen eingeklemmt (BLICK berichtete). Vier Personen sind tot.

Giezendanner kennt das betroffene italienische Transportunternehmen. «Ich sehe die Fahrzeuge oft auf den Strassen und sie machen einen guten Eindruck», so der Experte. Er stuft die Lastwagen als sicher und modern ein. Weshalb der 50-jährige LKW-Fahrer auf den Personenwagen auffuhr, ist derzeit noch unbekannt. Der Mann schwebt in Lebensgefahr.

Warnsysteme fast standardmässig eingebaut

«Heute sind sogenannte Abstandswarner in vielen Lastwagen standardmässig eingebaut», so Giezendanner. Ob der betroffene LKW der italienischen Speditionsfirma aber auch über so ein Warnsystem verfügte, kann er nicht sagen. Die Polizei will bisher zu den Ermittlungen am Unfallort keine Stellung nehmen. Der Unfall geschah aber offenbar in einem Bereich, in dem eine Ampel auf der A2 den Verkehr dosiert, damit es nicht im Gotthard-Tunnel selbst zum Stau kommt.

Ein Gesetz, dass solche Warnsysteme eingebaut sein müssen, gibt es nicht. «Es ist in der Schweiz aber die Norm», so Giezendanner, «doch wenn der Gesundheitszustand des Fahrers nicht stimmen, nützt auch das Warnsystem nicht viel.»

Personenwagen zwischen zwei Lastwagen zerdrückt
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Horror-Crash am Gotthard:Personenwagen zwischen zwei Lastwagen zerdrückt

Bei den eingebauten Sicherheitsvorkehrungen handelt es sich meist um sogenannte Bremsassistenten. Der Lastwagen misst dabei die Entfernung zum Hindernis und unterstützt den Fahrer so wenn nötig mit zusätzlicher Bremskraft.

Drückt der Fahrer also zu wenig aufs Pedal, greift der LKW ein, heisst es auf Nachfrage von BLICK bei einem grösseren Schweizer Transportunternehmen. Bei allen neuen Fahrzeugen sei so ein System ab 2013 vorgeschrieben.

Ein System, dass einen Lastwagen vor einem Stauende von sich aus auf Tempo Null bremsen würde, sei noch kaum in einem LKW vorhanden.

An unübersichtlichen Stellen Warnblinker einschalten

Um so wichtiger ist es daher, nicht abrupt auf stehende Autos aufzufahren. «Generell sollte man nicht erst kurz vor der Kolonne abbremsen», so Mediensprecher David Venetz vom Touring Club Schweiz (TCS).

Nur wenn man vorausschauend fahren sowie frühzeitig und gleichmässig abbremsen würde, hätten die nachfolgenden Fahrzeuge auch die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren und ihr Tempo anzupassen.

Es sei zudem egal ob Lastwagen, Auto oder Töff: «Wer genügend Abstand zum vorderen Fahrzeug hält, hat im Notfall mehr Zeit zu reagieren», so Venetz weiter.

Zudem würde es sich lohnen, gerade in unübersichtlichen Stellen, wie etwa Kurven, auch das Geschehen im Rückspiegel zu verfolgen. Gegebenenfalls sollte man dann kurz den Warnblinker setzen, um nachfolgende Fahrzeuge auf die Situation aufmerksam zu machen. (lz)

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