Über zwei Stunden dauerte die Debatte um die von Raoul Ghisletta präsentierte Motion «30 % almeno!» - «Wenigstens 30 %!». Der Schlagabtausch war insbesondere zwischen den weiblichen Kantonsräten heftig.
Die Motion der SP fordert einen Frauenanteil von 30 Prozent in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen von kantonalen Unternehmen und Institutionen, auf der Ebene der Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen von Unternehmen mit bedeutender kantonaler Beteiligung sowie auf der Ebene der hohen Beamten der kantonalen Verwaltung und in vom Regierungsrat ernannten Kommissionen.
Gemäss Botschaft der Regierung zur Motion beträgt der Frauenanteil in von der Regierung eingesetzten Gremien insgesamt 15,2 Prozent. Am höchsten ist er im Departement für Bildung, Kultur und Sport (33,8 Prozent), am tiefsten im Departement für Inneres, Justiz und Polizei (0 Prozent). In Tessiner Direktionen von kantonalen Unternehmen und Einrichtungen beträgt der Frauenanteil 18,2 Prozent.
Etwas besser sieht es gemäss Botschaft in den Kommissionen und Arbeitsgruppen des Kantons aus: Hier ist der Frauenanteil von 19 Prozent in der Legislatur 2011-2015 auf 26,7 Prozent in der laufenden Legislatur gestiegen.
Regierungsrat bevorzugt «Sensibilisierungsmassnahmen»
Der Regierungsrat hält in seiner Botschaft zur Motion fest, dass er die Sorge über das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern in den kantonalen Unternehmen und Einrichtungen teile. Jedoch hält er eine Gesetzesänderung für wenig sinnvoll und bevorzugt stattdessen «Sensibilisierungsmassnahmen», wie er schreibt.
Auch in der Politik tut sich der bürgerlich geprägte Kanton Tessin schwer mit Frauen. Mit 16 Prozent liegt der Frauenanteil in den Tessiner Exekutiven unter dem Schweizer Durchschnitt. Seit dem Rücktritt von Laura Sadis 2015 befindet sich keine Frau mehr in der fünfköpfigen Tessiner Regierung.
(SDA)
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