Fels-Drama im Maggiatal TI
Hier stürzten Mutter & Tochter in den Tod

Das Maggiatal weint. Jahrzehntelang brachte Elena G.* († 81) aus Lodano TI als Hebamme die Kinder im magischen Tessiner Tal auf die Welt. Am Mittwoch endete das Leben der Rentnerin auf tragischste Weise: Sie und ihre Tochter Francesca († 50) stürzten bei einem Spaziergang 50 Meter in die Tiefe.
Publiziert: 04.08.2015 um 21:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:26 Uhr
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Unglücksstelle: Hier stürzten die bieden Frauen in die Tiefe.
Foto: Yvonne Leonardi
Von Gabriela Battaglia

Seit Jahrzehnten besitzt die Familie oberhalb von Linescio auf der Alp Morella auf 1225 ­Meter Höhe ein Rustico. Francesca und ihr Sohn Lorenzo (15) sind aus Berlin zu Besuch und wollen dort einen Teil ihrer Ferien verbringen. «Die Familie war schon länger nicht mehr oben», sagt Mario Toma­sini (80), ein Freund aus Lodano. «Sie wollten putzen und aufräumen.»

Zu Fuss ist das Häuschen nur in einem stundenlangen Marsch zu erreichen. Daher fliegen die drei frühmorgens mit ­einem Helikopter hoch. Um die Mittagszeit sind sie auf ­einem Spaziergang. Gegen 12.30 Uhr passiert es: Elena rutscht ab. Sie droht, in eine steile Schlucht zu stürzen. Tochter Francesca eilt zu Hilfe. Beherzt greift sie nach dem Arm der Mutter und will sie hochziehen. Ein verhängnisvoller Rettungsversuch – beide Frauen rutschen aus und stürzen ab.

Teenager Lorenzo muss mit ansehen, wie seine Mutter und seine Grossmutter in die Tiefe fallen. Er ruft sofort Hilfe herbei. Gegen 13 Uhr treffen Rega und Kapo ein. Zu spät. Beide Frauen können nur noch tot geborgen werden.

Grossmutter Elena G. hatte sich gerade erst von einem Schicksalsschlag erholt. Vor vier Monaten ist ihr Ehemann Antonio gestorben. Nachbarin Federica Grassi (70): «Die Tochter schenkte ihr eine junge Katze, damit sie sich um ­etwas kümmern kann.» Den beiden Kindern dieser Nachbarin hatte Elena G. 1975 und 1977 als Hebamme geholfen, gesund auf die Welt zu kommen – wie so vielen anderen. Umso grösser ist jetzt die Trauer von Grassi: «Das ist einfach ­alles schrecklich für uns alle. Es ist eine wahre Tragödie.»

Tochter Francesca lebte seit 2008 in Deutschland. Die Psy­chiatrie-Schwester machte dort eine Ausbildung als Sex-Beraterin und teilte sich eine Praxis mit Osteopathin Marion M.* Die ist fassungslos: «Der Tod von Francesca ist ein wahnsinniger Schock für mich. Sie war meine Freundin und eine sehr angenehme Arbeitskollegin, lebenslustig und immer gut gelaunt.»

Sohn Lorenzo steht unter Schock. Für ihn brach in diesen Sommertagen eine Welt zusammen. 

* Namen der Redaktion bekannt

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