Fünf Wochen sass der in Ungnade gefallene Ex-Bürgermeister von Bissone TI Ludwig Grosa im Gefängnis. Das war 2012.Im Gespräch mit BLICK beteuerte er nach seiner Entslassung: «Ich bin unschuldig. Was da passiert, ist eine Verschwörung gegen mich.» Das sah das Gericht nun anders und verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung.
Blick schrieb schon bei seiner Verhaftung, dass Grosa einen «sizilianischen» Politstil pflegt. Das sei in Bissone ein offenes Geheimnis. Die Korruptionsvorwürfe hatten das Fass damals aber zum Überlaufen gebracht.
Die Vorwürfe stehen im Zusammenhang mit einem privaten Immobilienverkauf, bei dem Grosa als Mittelsmann auftrat. Die Anschuldigungen gegen den unkonventionellen Politiker sind happig. Im Zusammenhang mit einem millionenschweren Immobiliengeschäft soll der Gemeindepräsident Bestechungsgelder gefordert haben. «Entweder bezahlst du mich, oder ich blockiere das ganze Geschäft», soll Grosa dem Investor gesagt haben. Dieser hatte Strafanzeige eingereicht.
Grosa ist kein Erpresser
Und das ist bei weitem nicht alles: Die Liste der Vorwürfe gegen Grosa ist lang. Falsche Anschuldigung, Amtsmissbrauch, Verleumdung, Erpressung, Nötigung, Bestechung. Freigesprochen wurde Grosa nun immerhin vom Vorwurf der Erpressung und der passiven Bestechung im Zusammenhang mit der Renovation des Schwimmbads der Gemeinde Bissone.
«Ich bin sehr zufrieden, dass ich von den Vorwürfen, die mein öffentliches Amt betrafen, freigesprochen wurde», sagte Grosa am Freitagabend gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Das Urteil der Staatsanwaltschaft Lugano zeige, dass er im Falle des Schwimmbads «in gutem Glauben» gehandelt habe.
Zu seiner Verurteilung im Falle des Immobiliengeschäfts, sagte Grosa, er sei Opfer von skrupellosen holländischen Investoren geworden, dies als Vermittler in seiner Eigenschaft als Immobilienmakler. Er selbst sei ein Opfer in dieser Geschichte, kein Täter, weshalb er gegen das Entscheid der Staatsanwaltschaft rekurrieren werde.
Vize-Präsident und Gemeindeschreiber sind aus dem Schneider
Neben der Gefängnisstrafe auf Bewährung wurde Grosa zur Zahlung einer Busse in der Höhe von 1500 Franken verurteilt. Zudem muss er die Gerichtskosten übernehmen. Neben Grosa waren auch der Gemeindeschreiber und die Vize-Präsidentin der Gemeinde Bissone in der Affäre im Visier der Staatsanwaltschaft gestanden. Gegen diese beiden wurden sämtliche Vorwürfe fallengelassen.
Der «Sidaco» von Bissone war im Oktober 2012 wegen diverser Finanzdelikte verhaftet worden. Danach kam er in Untersuchungshaft. Grosas Verhaftung hatte im Tessin für Aufsehen gesorgt.
Grosa war seit 2004 Gemeindepräsident von Bissone gewesen und hatte sich dabei einen Namen im Südkanton mit seiner hemdsärmligen Art gemacht, so mit seinem Widerstand gegen die inzwischen gebauten Lärmschutzwände entlang der Autobahn A2.
Schlagzeilen machte er auch mit seinem Protest gegen die Schliessung eines Parkplatzes nahe der A2. So drohte er 2013 damit, die Autobahn zu blockieren.
Für Aufruhr sorgte Grosa nach den Kommunalwahlen 2011 mit einem vorläufigen Kündigungsschreiben für mehrere Gemeindemitarbeiter. Wegen der fehlenden Rechtsbasis wurde diese aber rückgängig gemacht.
Bissone liegt am östlichen Ende des Dammes von Melide, über den die A2 führt. Die Gemeinde hat knapp 900 Einwohnerinnen und Einwohner - Tendenz steigen.