Mafia-Boss Matteo Messina Denaro werden 50 Morde zur Last gelegt. Polizisten an einer Pressekonferenz in Palermo mit Bildern seiner mutmasslichen Helfer. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP/ALESSANDRO FUCARINI

Er wird «Diabolik» genannt
Versteckt sich der Boss der Mafia-Bosse im Tessin?

Die italienische Staatsanwaltschaft zerstört Seilschaften um den wohl meistgesuchten Paten der Welt. Jetzt wurden zwei Unternehmer und Vertraute des Mafiabosses aus Sizilien verhaftet und Vermögen in Höhe von 21 Millionen Euro beschlagnahmt.
Publiziert: 19.11.2018 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2018 um 11:50 Uhr
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Das Fahndungsbild der italienischen Polizei zeigt Matteo Messina Denaro (56), wie er heute aussehen könnte.
Myrte Müller

Die Polizei in Sizilien schlug am Freitag mit einer Grossrazzia zu. Zwei Unternehmer in Trapani (I) wandern in U-Haft. 52 Wohnungen, neun Häuser, acht Grundstücke, elf Garagen samt Fahrzeugen werden beschlagnahmt. Ein weiteres Vermögen von 21 Millionen Euro ist für die sizilianische Mafia futsch! 

Das rigorose Durchgreifen soll das Treiben von Matteo Messina Denaro (56) verhindern, der auch «Diabolik», «U Siccu» (der Magere) oder schlicht «Rolex» genannt wird, wegen seiner Vorliebe für die Schweizer Luxusuhr. Alle Festnahmen richteten sich gegen Gefolgsleute des Nachfolgers von Mafia-Legende Totò Riina (†77). 

Es ist ein weiterer Schlag nach vielen Erfolgen in den letzten Monaten. Im Dezember 2017 nahm Siziliens Polizei 30 Mafiosi der Cosa Nostra fest. Im März 2018 landeten weitere elf Personen im Knast, darunter der Grossunternehmer Vito Nicastri. Im April wurden wieder 21 Personen abgeführt. Im Juni folgte die Verhaftung von 17 Verdächtigen. Im August gab es zwei weitere Festnahmen.

Ziel ist die Verhaftung des Super-Mafioso

Doch direkt an Matteo Messina Denaro kommt kein Ermittler heran. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Und das seit 25 Jahren! Über 50 Morde hat der Super-Mafioso begangen oder in Auftrag gegeben, den ersten im Alter von 18 Jahren. Opfer war ein Osteria-Wirt, der es wagte, die Mafia zu kritisieren. 1992 war Denaro Teil eines Killerkommandos gegen einen rivalisierenden Mafiaboss. Dessen schwangere Frau erdrosselte er eigenhändig. 

Im Sommer 1993 beteiligte sich der junge Mafia-Streber an zehn Dynamit-Attentaten in Florenz, Mailand und Rom, die zehn Todesopfer und 106 Verletzte forderten. Im November darauf organisierte Denaro die Entführung eines 13-Jährigen. Der Bub wurde nach langer Gefangenschaft erdrosselt und in ein Säurefass geworfen. In den Jahren darauf folgten unzählige weitere Gewalttaten, bei denen Denaro die Strippen zog. Für die Morde verurteilte ihn ein italienisches Gericht in Abwesenheit zu 27 Jahren Haft. Abgesessen hat Denaro davon nicht einen einzigen Tag.

Tessiner half bei Finanzierung der Flucht

Immer wieder führt seine Spur in die Schweiz. Hier hat Matteo Messina Denaro über Strohmänner heimlich Bankkonten eröffnet. Zuletzt ging der Boss der Bosse in Lugano TI mit Kreditkarten sogar shoppen. Das ergaben Antimafia-Ermittlungen. Für diese «Kreditwürdigkeit» sorgte ein Tessiner. Domenico Scimonelli (51), geboren in Locarno TI, wurde vergangenes Jahr deswegen auf Sizilien zu 17 Jahren Knast verknackt.

Längst ermittelt auch die Bundesanwaltschaft, macht Jagd auf die heimlichen Konten auf Schweizer Banken und versucht zu helfen, um Matteo Messina Denaro hinter Gitter zu bringen. Vielleicht gelingt bald der grosse Coup: die Verhaftung des Super-Mafioso! Es scheint eine Frage der Zeit. Denn eines ist sicher: Die Schlinge um den Hals von Matteo Messina Denaro zieht sich unaufhaltsam zu.

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