Mit Schaudern denken die Schüler der kantonalen Handelsschule von Bellinzona TI an die diesjährigen Abschlussprüfungen. Am Dienstag, 15. Mai, wollte Mitschüler F. R.* (19) schwer bewaffnet in die Klassenräume und gezielt Schüler und Lehrer töten.
Eine Botschaft des Teenies über Snapchat rettet vielen das Leben. Sie wird Tage vor dem geplanten Amok-Lauf von F. R. verschickt. Darin warnt er drei seiner Freunde, die mit ihm in die dritte Klasse gehen: «Geht am Dienstag sofort nach der ersten Prüfung heim. Es wird etwas Schlimmes passieren.»
Polizei findet in der Wohnung 17 Schusswaffen
Ein Mitschüler alarmiert die Lehrer. Die wiederum rufen sofort die Polizei, die eine auf Amok-Läufe spezialisierte Expertengruppe hinzuzieht. F. R. wird am 10. Mai 2018 in seiner Wohnung verhaftet. Man findet 17 Schusswaffen. Auch eine Kalaschnikow ist dabei. Mit dem russischen Sturmgewehr posierte F. R. noch kurz zuvor stolz auf Instagram. Die Waffen sind registriert. Es sind zum Teil Erbstücke des Grossvaters oder Waffen, die der Schüler selbst erworben hat.
In seinem Tagebuch schreibt der junge Mann, was er vorhatte und wen er ins Visier nehmen wollte. Den Ermittlern läuft es kalt über den Rücken. Ihnen wird klar: Hier wurde rechtzeitig ein Schulmassaker verhindert (BLICK berichtete).
Amok-Teenie ist noch immer in psychiatrischer Klinik
F. R. ist in einem verwirrten Zustand, als die Beamten ins Haus dringen und ihm die Handschellen anlegen. Der Schüler kommt in die psychiatrische Klinik nach Mendrisio TI. Dort hält er sich noch heute auf. Während die Staatsanwaltschaft wegen Vorbereitung eines Tötungsdelikts bzw. Mordes ermittelt, streitet F. R. weiterhin ab, einen Massenmord geplant zu haben.
Doch für Staatsanwalt Antonio Perugini steht fest: Der Amok-Teenie wollte töten. Wie der «Corriere del Ticino» berichtet, will der Staatsanwalt die bislang auf Ende Juli angelegte U-Haft verlängern. Auch die Verteidigung des Jungen ist damit einverstanden. Gleichzeitig wird ein psychiatrisches Gutachten erstellt. Vielleicht bringt sie eine Antwort auf das, was die Schüler der Handelsschule sich noch heute fragen: «Warum?»