Tötete der Protz-Deutsche Anna R. aus Habgier?
1:06
Ermittlungen abgeschlossen:Tötete der Protz-Deutsche Anna R. aus Habgier?

Er erwürgte im Tessin seine britische Freundin (†22) beim Sex
Tötete der Protz-Deutsche Anna R. aus Habgier?

19 Monate nach der Schocktat in einem Tessiner Viersterne-Hotel schliesst die Staatsanwältin ihr Ermittlungsverfahren. Der Prozess wird im Februar 2021 erwartet.
Publiziert: 12.11.2020 um 12:18 Uhr
|
Aktualisiert: 12.11.2020 um 21:34 Uhr
1/8
Sie war schön und sie war reich: Anna R. (†22). Musste die Britin wegen ihres Geldes sterben? Oder kam sie beim einvernehmlichen erotischen Würgespiel ums Leben?
Foto: zVg
Myrte Müller

Ein Pärchen bucht das Zimmer 501 im fünften Stock des Ramada Palm au Lac in Muralto TI. Im Morgengrauen des 9. April 2019 meldet der Mann an der Rezeption das Unwohlsein seiner Gefährtin. Minuten später findet das Hotelpersonal die Leiche der jungen Britin. Anna R.* (†22) liegt leblos auf dem Boden des Badezimmers – erdrosselt!

Ein Unfall beteuert der Freund, passiert beim erotischen Würgespiel. Dirk W.** (30) wird verhaftet. Seitdem sitzt der gebürtige Deutsche mit Wohnsitz in Zürich in Tessiner U-Haft. Mit fahrlässiger Tötung, wie von ihm vielleicht erhofft, soll der Mann nicht davonkommen. Anklägerin Petra Canonica Alexakis ermittelt in Richtung Mord (BLICK berichtete).

19 Monaten nach der Tat ist das Verfahren abgeschlossen

Jetzt ist das Ermittlungsverfahren endlich abgeschlossen. Die Staatsanwältin bereitet nun die Anklageschrift vor. Der Prozess findet voraussichtlich im Februar oder März 2021 statt – fast zwei Jahre nach der Tat. Die Hauptvorwürfe bleiben: Mord, untergeordnet Totschlag oder fahrlässige Tötung. Zudem kommen Gefährdung des Lebens, Betrug, Veruntreuung, Sozialleistungsmissbrauch, Urkundenfälschung, Diebstahl, Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz, schwere und leichte Körperverletzung hinzu. Einige Anklagepunkte beziehen sich auf andere Taten in der Vergangenheit, die ebenfalls verhandelt werden.

Eine genaue Einordnung der Geschehnisse jener verhängnisvollen Nacht gelingt auch der Anklage nicht. Zu schwer sind die Indizien zu lesen. Das Pärchen reist für Liebesferien an den Lago Maggiore. Tagsüber turtelt es, geniesst das Dolce Vita, schlürft Espresso auf der Piazza. Davon zeugen die letzten Selfies vor der Gewalttat. Nachts aber tauchen der muskulöse Deutsche mit den vielen Tätowierungen und die schöne, zierliche Britin Anna R.* (†22) in die finstere Welt des Sadomaso-Sex.

War es ein Unfall oder Mord aus Habgier?

Was genau geschah im Badezimmer? War es Absicht? Die Version des Angeklagten: Er habe der jungen Britin beim Sex ein Handtuch um den Hals gelegt und dann fest zugezogen. Es sollte die Lust erhöhen, aber nicht die Geliebte töten, beteuert der ehemalige Türsteher seitdem. Die Autopsie bestätigt: Anna R. erstickte. Doch es wurden auch kleine Knochenbrüche festgestellt.

Eine Entdeckung Monate später jedoch rückt die Tat in ein anderes Licht: Bei der Wartung des Hotel-Lifts wird in einem Versteck die Kreditkarte von Anna R. gefunden. Dirk W. hat sie dort deponiert. Die Frau ist eine Millionenerbin, ihr Bankkonto gut gefüllt. Der neue Verdacht: Dirk W. hat es auf ihr Geld abgesehen.

Anklägerin Petra Canonica Alexakis wittert Mord aus Habgier. Dirk W. bleibt in U-Haft. Es bestehe Flucht-, Verdunkelungs- und Rückfallgefahr, so die Staatsanwältin. Die bereits abgesessene Zeit wird im Fall einer Verurteilung der Haftstrafe angerechnet. Wie hoch diese am Ende ausfällt, wird sich bei Prozessende zeigen.

*Name bekannt

** Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden