Eigenheim vor dem Abriss
Dieses schöne Rustico ist ein Albtraum!

Sergio Costioli steht vor dem Ruin. Das Häuschen, das er für seine Mamma Wanda (101) gebaut hatte, darf so nicht stehen bleiben.
Publiziert: 04.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:20 Uhr
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Die gesamten Ersparnisse von Sergio Costioli stecken im Rustico.
Foto: Remy Steinegger
Von Myrte Müller

Er will seiner alten Mutter Wanda einen Traum erfüllen: ein Häuschen in Arogno TI, dort wo die alte Dame als junge Frau einst tanzen ging.

Sergio Costioli (74) kauft ein Rustico, beginnt es umzubauen. Mit Lift für die Mamma und Dachzimmer für ihre Pflegerin. Das ist zehn Jahre her.

Wanda ist heute 101 Jahre alt. Ins Häuschen ist sie nie eingezogen. Aus dem Traum vom Eigenheim wurde ein Albtraum. Teure Bauauflagen, Geldbussen, schliesslich Baustopp. Über 700 000 Franken steckte die Familie bereits ins Rustico, das noch immer eine Baustelle ist. Jetzt droht die Gemeinde: Das Dach ist ein Meter zu hoch. Es muss runter. Und zwar sofort.

Sonst schicke sie ein Abrissunternehmen – die Kosten müsse der Besitzer tragen. Sergio Costioli ist verzweifelt: «Das Rustico hat unsere gesamten Ersparnisse aufgefressen.»

2005 wollte Sergio Costioli den Dachboden für den Lift und das Zimmer der Pflegerin ausbauen. Dafür sollte das Dach um gut einen Meter angehoben werden. Das Baugesuch wurde abgelehnt.

Doch der Baumeister aus dem Ort habe ihn beruhigt. «Er sagte, das sei immer so», erinnert sich Costioli, «man könne dennoch bauen und es später für gültig erklären lassen». Man müsse halt eine Busse zahlen. Tessiner Laissez-faire.

Nach einem Baustopp 2010 lassen Gemeinde und Kanton schliesslich mit sich reden. Im Januar 2011 einigen sich die Parteien inoffiziell auf eine Strafe von 17 300 Franken – das illegal erhöhte Dach darf bleiben.

Das Protokoll aber verschwindet in der Schublade des Gemeindesekretärs. Es wird versehentlich nie an den Kanton geschickt. Die Amtsträger wechseln, die neuen wissen vom alten Abkommen nichts. Das ahnt Costioli nicht. Er baut weiter.

Diesmal hält er sich an die Auflagen. Im April 2015 kommt die Hiobsbotschaft von der Gemeindeverwaltung: Das Dach muss weg. «Ich werde in den sauren Apfel beissen. Sicher habe ich Fehler gemacht. Aber dass mein schönes Rustico so sehr stört, verstehe ich nicht.»

Gemeindepräsident Corrado Sartori (60) gibt zu: «Mir gefällt das Haus von Herrn Costioli auch. Aber er hat eigenmächtig und ohne Erlaubnis umgebaut. Das können wir nicht durchgehen lassen.»

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