Der verurteilte Betrüger Alessandro Proto (43) aus Lugano macht auch nach dem Knast weiter
Tessiner Hochstapler fliegt mit Harvey-Weinstein-Bluff auf

Immobilienmakler Alessandro Proto (43) schwindelte schon Big Deals mit Hollywood-Stars wie Tom Cruise, Leonardo DiCaprio und Madonna vor. Immer mit dem Ziel, damit Geld zu machen. Jetzt ist der Betrüger mit einem Harvey-Weinstein-Bluff aufgeflogen.
Publiziert: 04.12.2017 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:40 Uhr
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Mr. Fake News: Alessandro Proto blendet Anleger – mit den Namen von Hollywood-Stars.
Foto: Ansa
Myrte Müller

Harvey Weinstein (65), Hollywoods meistgejagter Sextäter, verbringt Weihnachten in der Schweiz! Der Filmproduzent miete in Lugano TI eine Luxusvilla für eine halbe Million Franken pro Woche. Denn Weinstein wolle abtauchen, den Paparazzi entfliehen. 

Diese heisse Nachricht spielt Immobilienmakler und Vermögensberater Alessandro Proto (43) aus Lugano den Medien zu. Und alle fallen darauf rein. Von der deutschen «Gala», dem französischen «Paris Match» oder der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bis hin zum englischen «Guardian». Alle berichten von Weinsteins Reise in die Schweiz.

Und Proto setzt noch eins drauf. Am Wochenende erreichte ein E-Mail die Nachrichtenagentur SDA. Darin bestätigen angeblich Weinsteins US-Anwälte, dass der Filmproduzent mehrere Monate im Tessin bleiben will.

Alessandro Proto ist wegen Betrugs vorbestraft

Niemand prüft die Herkunft des E-Mails. Und so geht die Meldung durch alle Schweizer Medien, auch BLICK nimmt sie anfänglich auf. Deckt aber wenig später auf: Die Story ist erfunden – Fake News. Wie sich herausstellt, kam das E-Mail nicht aus New York, sondern von Alessandro Proto aus dem Tessin. Für BLICK war der Schwindler am Samstag nicht erreichbar.

Alessandro Proto ist kein unbeschriebenes Blatt: Er ist ein vorbestrafter Hochstapler. 2013 wurde er wegen Betrugs und unerlaubten Börsengeschäften in Italien zu drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Seine Masche: Er ködert ahnungslose Anleger mit grossen Namen, meist von Hollywood-Stars. Gaukelt ihnen vor, dass er mit den ganz Grossen im Geschäft sei. So vertrauen ihm seine Opfer ihr Geld an. Er verspricht, es mit (windigen) Immobilien- oder Finanzprojekten zu vermehren. In Wahrheit bringt er sie um ihr Geld. 

Schwindel mit Johnny Depp, Tom Cruise und Brangelina

Gelernt hat Proto aus seinem Knastaufenthalt offenbar nichts. Kaum ist er draussen, macht er munter weiter. Und verbreitet bis heute seine Fake News mit Hollywood-Stars. Er behauptet, eine Villa in Vacallo TI an Johnny Depp verkauft und ein Weingut in Valpolicella (I) an Angelina Jolie und Brad Pitt vermittelt zu haben. Leonardo DiCaprio habe er eine Luxuswohnung in Verona (I) und Cristiano Ronaldo eine Loft in New York verkauft. Auch für Justin Bieber, Mel Gibson und Lionel Messi findet Proto angeblich Häuser. Zudem brüstet er sich: «Ich bin der echte Christian Grey, das Vorbild für die Erotik-Trilogie ‹Fifty Shades of Grey›.»

Auf der Website der Proto Group prahlt der Hochstapler ganz offen mit seinen «Erfolgen». Seine Referenzen: Berichte von Medien, die ihm auf den Leim gingen.

Auch Donald Trump wird zu Protos Fake News

Zumindest nach eigenen Angaben zahlt sich seine Methode aus: Über 200 Millionen Euro setze sein Imperium mit Büros in Mailand, London und New York jährlich um, behauptet Proto. Genug Liquidität, um angeblich Anteile an der «New York Times» zu erwerben – oder gar mit Donald Trump in ein Hotel in Kolumbien zu investieren. Es sind alles Fake News.

Und jetzt steht Alessandro Proto sogar dazu. Vor einer Woche ist sein Buch «Ich bin der Schwindler» erschienen. Um Geld zu machen, sei fast jedes Mittel recht, legitimiert er sein Vorgehen. Protos Regel Nummer eins: «Es braucht keine Fakten, um Erfolg zu haben. Es reicht, sie zu erfinden und dafür zu sorgen, dass andere sie für wahr halten.» 

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