Der Himmel ist finster am frühen Montagabend über dem Lago Maggiore im Tessin. Ein heftiger Sommersturm fegt über den See, peitscht die Wellen gegen das Ufer.
Im Hafen von Ascona TI wippen die Boote unruhig auf und ab. Dann erhellt sich die Umgebung auf einen Schlag: Unmittelbar neben dem Hafen schlägt der Blitz in einen Stromkasten ein, gefolgt von einem lauten Knall. Von einem angeleinten roten Sportmotorboot steigt sofort dunkler Rauch auf. Kurz darauf lodern bereits auf dem ganzen Deck Flammen.
«Erst nach 30 Minuten war das Feuer unter Kontrolle»
Dario Ferrari reagiert blitzschnell. Der 41-jährige Tessiner war früher Hafenmeister in Ascona und erkennt darum umgehend die Gefahr: «Im Hafen stehen die Boote dicht an dicht. Durch den Wind hätte das Feuer rasch auf die anderen Decks übergreifen können», sagt er zu BLICK. Besonders die Blachen auf den Booten würden extrem rasch zu brennen anfangen.
Ferrari steigt in sein Gummi-Motorboot, löst das brennende Boot von seinem Anlegeplatz und schleppt es aus dem Hafen in die nahe gelegene Bucht. Dort kommt auch schon die Feuerwehr hinzu und beginnt, vom Ufer aus mit einem Einsatzfahrzeug den Brand zu löschen. «Es dauerte noch etwa 30 Minuten, erst dann war das Feuer unter Kontrolle», erzählt Ferrari.
Ferrari sieht sich nicht als Helden
Einer, der die Rettungsaktion aus sicherer Entfernung beobachten konnte, ist Alex Meyer. Der 47-Jährige war selber mit einem Boot auf dem See unterwegs, als er plötzlich einen beissenden Gestank bemerkte. «Zuerst dachte ich, an meinem Boot sei etwas defekt. Doch dann sah ich das rote Boot und die Flammen an der Oberfläche.»
Für Alex Meyer ist Ferrari ganz klar der Retter von Ascona, weil er das in Brand geratene Motorboot aus dem Hafen sin Sicherheit gebracht hat. «Nicht auszudenken, was da sonst passiert wäre», sagt der Luzerner zu BLICK.
Ferrari selber sieht das anders. «Ich bin auf dem See aufgewachsen, da hat man einiges erlebt. Dass ich bei so einem Unglück eingreife, war für mich selbstverständlich.»