Alle Schweizer Mitarbeiter wurden entlassen – Streik am Lago Maggiore geht weiter
Grosse Solidarität mit den Piraten

Über 700 Demonstranten kamen zusammen, um den 34 gekündigten Schweizer Fährenarbeitern den Rücken zu stärken.
Publiziert: 02.07.2017 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:00 Uhr
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«Ihr wollt uns arbeitslos, ihr werdet uns als Piraten haben», so die Warnung der Streikenden von Locarno auf ihrem Transparent.
Foto: Keystone
Myrte Müller

Eine Welle der Empörung schwappte am Samstag über die Piazza Grande. Gut 700 Demonstranten zogen von der Anlegestelle bis vors Rathaus von Locarno TI. Sie zeigten ihre Solidarität mit den streikenden Fährleuten der Navigazione Lago Maggiore (NLM).

Auch auf dem Wasser gab es heute Widerstand. Tret- und Fischerboote versuchten einen «Streikbrecher» vom Anlegen zu hindern. Die Fähre kam aus Italien. An Bord nur italienisches Kollegen. Erst als die Polizei eingreift, löst sich die Spannung. Doch der Ärger auf dem Lago Maggiore wächst.

Denn die italienische Schiffsgesellschaft hat allen Schweizer Mitarbeitern auf Ende Jahr gekündigt (BLICK berichtete). Ihr Schicksal ist ungewiss. Seit einer Woche legen die Betroffenen ihre Arbeit nieder. Sie fordern neue Verträge!

Nichts geht mehr am Debarcadero. Keine Schifffahrten für das Schweizer Becken des Sees. Die Touristen bleiben an Land. Einige marschierten am Samstag um 14.30 Uhr mit auf die Piazza Grande. Hinter Transparenten, die warnen: «Ihr wollt uns arbeitslos, ihr werdet uns als Piraten haben!»

«Es ist eine dramatische Situation»

Mit den Streikenden im Schulterschluss befinden sich auch Kollegen von anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, vom Lugano Airport, den Regionalbetrieben FART, dem Industriewerk der SBB in Bellinzona. Gewerkschafter meldeten sich zu Wort. «Es ist eine dramatische Situation», sagt Paolo Caroni. «Die Stadt Locarno wird sich für eine Lösung dieses Problems einsetzen», verspricht der Vize-Bürgermeister weiter.

Ende 2016 erneuerte die Schweiz das Abkommen mit Italien. Danach ist der Luganersee weiter in Schweizer, der Lago Maggiore in italienischer Hand. Die Italiener haben somit als Einzige die Konzession für die Schifffahrt auf dem Langensee. Sie haben die Schiffe, die Werften, die Infrastrukturen. Ihre erste Amtshandlung nun: die Entlassung der Schweizer Mitarbeiter. 

«Der Streik ist unsere letzte Chance»

Der Tessiner Staatsrat macht den Betroffenen derweil Mut. Es sei ein Treffen mit den Streikenden und den Schifffahrtsgesellschaften beider Seen sowie mit Vertretern des Verkehrsdepartements des Bundes (Uvek) geplant, liess die Kantonsregierung am 26. Juni verkünden. Im neuen Konsortium, das ab 1. Januar 2018 den Betrieb auf den Seen regle, könnten die Entlassenen sicher wieder eingestellt werden. 

Unklar und verwaschen seien die Worte, so die geschassten Schweizer. «Der Streik ist unsere letzte Chance, uns Gehör zu verschaffen», sagt Tiziano Barro. Man spricht von einem neuen Schifffahrtsdienst. Doch bis heute wissen wir nichts davon.»

Schiff für Brissago-Inseln bricht den Streik

Leidensgenosse Gianluca Carini: «Wir tragen Verantwortung für unsere Familien und unsere Gäste, die wir mit professioneller Kompetenz und Gastfreundlichkeit fahren. Jetzt nehmen sie uns aus heiterem Himmel die Arbeit weg und den Lohn. Warum?»

Während sich die Piazza mit Demonstranten füllt, erreichen Streikbrecher die schweizerisch-italienische Grenze. Damit die Brissago-Inseln besucht werden können, schickte die Navigazione Lago Maggiore das Schiff Daino von Arona (I) auf die Schweizer Seeseite. An Bord: nur italienische Schiffsleute. 

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