Es ist Samstag, 6.13 Uhr. Vier Tessiner stehen am Bahnhof von Bellinzona am Gleis 1. Im Gepäck: ein ausgeklügelter Fahrplan, Ausdrucke aller Kantonswappen, Zahnbürste, Wasserflaschen, vier Gipfeli. Und eine grosse Portion Ehrgeiz.
Die Tessiner Riccardo Khoyi (15), Romano Gatto (18) und die Brüder Dominic (23) und Pascal Pini (17) reisen in einem Rutsch durch die Schweiz. Nur mit Bus und Bahn. Möglichst schnell. Ihr Ziel: ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.
In allen 26 Kantonen wollen die Jungs haltmachen. Die Reise führt erst vom Tessin in die Zentralschweiz. Dann via Zürich in die Ostschweiz, im Norden nach Basel, den Jura entlang nach Genf und am Schluss ins Wallis.
Ein Monstertrip! Über 1000 Kilometer, 24-mal umsteigen.
Gott sei Dank waren die SBB superpünktlich
«Für Pausen gab es auf der Strecke kaum Zeit», sagt Dominic Pini zu BLICK, «bei manchen Bahnhöfen blieb uns nur eine Minute, um den Zug zu wechseln.» Zum Glück waren an diesem Samstag die SBB superpünktlich. «Sonst hätten wir das nie geschafft.»
Dann um 23.32 Uhr gibt es Grund zum Feiern. Die vier Jungs fahren in der Endstation Saint-Maurice VS ein. Auch die letzte Etappe ist geschafft. Das Ergebnis ist sensationell: alle Kantone in nur 17 Stunden und 19 Minuten. Rekord! Der Eintrag ins Guinnessbuch ist perfekt.
Monatelang tüftelt Ricky am perfekten Reiseplan
«Die Zeit verging wie im Flug», sagt Riccardo Khoyi, genannt Ricky. Der Jüngste ist Kopf und Lokomotive des Projekts. «Ich hatte 2016 von einem Eintrag ins Guinnessbuch gelesen. Da schafften es Westschweizer mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die ganze Schweiz in nur 18 Stunden und 31 Minuten. Diesen Rekord wollte ich brechen», so der Gymnasiast.
Monatelang tüftelt der Schüler die perfekte Reiseroute aus. Er schickt sie Anfang Juli 2017 ans Guinness-Büro und erhält grünes Licht für die Herausforderung. Ricky ist Mitglied im Verein der «Freunde der Eisenbahn» in Minusio TI. Eine Leidenschaft, die er mit seinen Kumpels Dominic, Pascal und Romano teilt. Als Ricky sie zum Rennen einlädt, sind sie sofort dabei.
Zwei der Jungs haben ein Generalabo, zwei holen sich bei der Gemeinde eine Tageskarte. Mit 40 Franken pro Kopf gelingt eine Reise durch alle Kantone. Der Rekord ist nicht nur eindrücklich, sondern auch spottbillig.