2000 Jahre alte Ägypterin gammelt im Gemeindehaus vor sich hin
Brissago TI verschenkt eine Mumie

Ta-scherit-en-Imen ist der Name der 2000 Jahre alten mumifizierten Ägypterin. Einst soll sich sogar der Louvre für sie interessiert haben. Jetzt fristet sie ein trauriges Dasein in einer Abstellkammer im Gemeindehaus von Brissago – und ist gratis zu haben.
Publiziert: 30.01.2020 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2020 um 17:10 Uhr
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Die Mumie ist in schlechtem Zustand.
Foto: Ti-Press/Luca Crivelli

Weil der Gemeinde das Geld für eine dringend nötige Restauration fehlt, will Brissago TI eine Mumie loswerden. Doch wohin mit ihr? Der Plan, das Stück im lokalen Museum Branca-Baccalà auszustellen scheiterte.

Der Gemeinderat schickte den dafür benötigten Kredit bachab. «Das war natürlich eine Enttäuschung», sagt Vizegemeindepräsidentin Eugenia dell’Ora, welche für das Dossier verantwortlich ist, der «Aargauer Zeitung». Deshalb will Brissago die Mumie nun verschenken.

Die Mumie ist Teil einer Sammlung des italienischen Ingenieurs Zaccaria Zanoli. Zanoli war in leitender Funktion am Bau des Suezkanals beteiligt. Er kaufte die Mumie 1887 in Kairo. Der Italiener wohnte aus politischen Gründen in der Schweiz und stellte die Mumie in seinem Privatmuseum aus. 1904 soll sich sogar der Louvre für das Ausstellungsobjekt interessiert haben. Nach Zanolis Tod ging die Sammlung in den Besitz der Gemeinde Brissago über.

Instandstellung kostet 74'000 Franken

Wissenschaftliche Untersuchungen sowie die Auswertung einer Inschrift an der Mumie ergaben, dass es sich bei dem Leichnam um Ta-scherit-en-Imen, Tochter des Amun, handelt. Wie alt die Mumie genau ist, ist nicht klar. Doch es ist davon auszugehen, dass sie über 2000 Jahre alt ist.

Vor einem Jahr erstellte der Zürcher Restaurator Valentin Boissonnas im Auftrag der Gemeinde einen Kostenvoranschlag. Die Mumie ist stark beschädigt: Die Farben der üppigen Bemalung sind verblasst, die Bandagen haben sich teilweise gelöst. Die Oberfläche weist Risse und auch ein Loch auf. Laut dem Gutachten belaufen sich die Kosten für eine Instandstellung auf 74'000 Franken. Dass der Gemeinde das Geld dafür fehlt, bedauert der Restaurator.

Zusammenarbeit mit Hochschulen?

Jetzt kann Boissonnas die Mumie gratis haben, wenn er will. Auf Anfrage von BLICK sagt der Restaurator, er habe von der Gemeinde noch keine formelle Anfrage bekommen. Für sich privat will Boissonnas die Mumie aber auch nicht: «Das Ziel wäre die Stabilisierung und Restaurierung der Mumie, damit sie danach in einem schweizerischen Museum ihre letzte Ruhestätte finden kann», sagt er. Ihr sehr schlechter Zustand mache es aber schwierig, museale Institutionen zu finden, welche ein solches Objekt im aktuellen Zustand in ihre Sammlungen aufnehmen können.

Boissonnas: «Wir versuchen deshalb ein interdisziplinäres Projekt in Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen aufzugleisen. Eine Restaurierung sowie auch eine naturwissenschaftliche Untersuchung der Mumie im Rahmen verschiedener Diplomarbeiten würde es ermöglichen, die Kosten zu senken und gleichzeitig mehr zur Person der Ta-scherit-en-Imen zu erfahren.» Nichtsdestotrotz würden Kosten anfallen und dementsprechend müssten Sponsoren gesucht werden, die bereit sind ein solches Projekt zu unterstützen. (noo)

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