Es sollte ganz besonders schön werden. Schon am Nachmittag wurde das 42 Meter lange und zwei Meter breite Floss mit dicken Tauen im See verankert. Aus fünf Kanonen sollten pyrotechnische Bomben gezündet werden.
Doch das Spektakel zum 1. August an der malerischen Piazza von Ascona TI fiel ins Wasser. Zum Ärger der Gäste. Der Grund: Starke Windböen!
«Wir sind extra angereist», sagt Reto Pfiffner (56) aus Sargans SG, «weil das Feuerwerk bei uns Zuhause dieses Jahr nicht stattfindet». Bereits um 19.30 Uhr geht das Ehepaar auf die Piazza. «Wir haben dort sogar teuer gegessen, nur um einen schönen Platz zu ergattern», erzählt der Elektromonteur weiter.
Absage kam um 23 Uhr
Doch es kommt alles anders. Reto Pfiffner: «Es dauerte zwei Stunden. Dann kam eine erste Durchsage auf italienisch.» Nach einer weiteren Stunde folgte dann die endgültige Absage.
«Es waren Hunderte Menschen auf der Piazza. Tessiner, Deutschschweizer, Deutsche, Holländer. Gegen 23 Uhr fingen sie an zu pfeifen und zu buhen. Die Empörung war riesig», erinnert sich Reto Pfiffner. Dass das Feuerwerk auf den Dienstagabend verschoben wurde, half den Pfiffners nichts. «Wir mussten am Tag darauf ja wieder Zuhause sein.»
Auch Brian Rudschuck (19) lässt die Schultern hängen. «Wir waren zu viert zur Piazza gegangen. Es war alles stressig. Kein Parkplatz. Total voll. Dann standen wir da über Stunden, warteten auf das Feuerwerk», erzählt der gelernte Förster aus Roveredo GR, «während die Piazza finster blieb, gab es links und rechts davon Feuerwerk von Privaten. Da fühlt man sich schon veräppelt.» Auch Brian konnte am Dienstag nicht das Spektakel nachholen. «Ich musste zur Rekrutenschule nach Chur GR.»
Feuerwerk wäre «viel zu gefährlich» gewesen
Den Veranstaltern tut die Pyro-Pleite leid. «Wir haben noch bis zuletzt gehofft, das Feuerwerk trotz des Wetters zu zünden», sagt der Koordinator der Veranstaltung, Marc-Antoine Tschudi (66). Aber es sei nicht zu machen gewesen. «Es kamen Windböen von bis zu 38 km/h auf. Sie haben sogar die Taue, mit denen das Floss an den Steinen im See befestigt war, zerrissen. Die Wellen wurden zu hoch», erzählt Andrea Colombo (36), «ein Feuerwerk wäre viel zu gefährlich geworden so nah am Publikum.»
Der Besitzer und Techniker der Pirotecnica GmbH hat Erfahrung. «Wir richten seit 1999 grosse Feuerwerke aus, überall im Tessin und in der Schweiz. Wir wissen, wann das Risiko zu gross wird. Auch wenn uns die Absage am 1. August richtig schwer fiel.»
Thomas Bircher (49) aus Stans NW ist mit Töchtern Lia (11) und Andrina (13) sowie Sohn Janis (15) auf der Piazza, um das Feuerwerk zu bewundern. Als es abgesagt wird wegen Wind, zeigt der Familienvater Verständnis: «Das ist vollkommen in Ordnung. Die Sicherheit geht vor. Die Leute heutzutage konsumieren nur noch, sind sensationssüchtig und reagieren aggressiv, wenn es dann mal nicht so klappt.» Töchterchen Lia kann dies nicht so recht trösten. «Ein 1. August ohne Feuerwerk ist kein richtiger 1. August.»
Am Dienstag dann knallten die Raketen wieder über dem Lago Maggiore, verwandelten den Himmel über Ascona in ein Lichtermeer. Mit weniger Zuschauern - ohne weniger Applaus.
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