Ein Mann mit Charme. Beliebt auch bei seinen politischen Gegnern. Voller Lebensdrang. Gerade noch trainierte Marco Borradori (†62) für den Marathon in New York, da blieb sein Herz stehen. Es ist Dienstag gegen 13 Uhr. Der Stadtpräsident bricht beim Joggen in Vezia TI zusammen. Passanten finden den leblosen Körper, alarmieren den Rettungsdienst. Ein verzweifelter Kampf um Leben und Tod beginnt. Marco Borradori verliert ihn am Mittwoch kurz nach 18 Uhr. Das Tessin trauert.
Seine Organe funktionierten nicht mehr
Schon die Nachricht von der Einlieferung ins Herzzentrum Cardiocentro in Lugano TI erschüttert den Südkanton. Bange berichten die Medien im Kanton über jeden Schritt der Ärzte. Doch die zeigen wenig Hoffnung. Zu lang waren Borradoris Organe ohne Sauerstoff. Der Lega-Politiker, Ex-Staatsrat und ehemalige Nationalrat hing an den Maschinen. Seine Organe funktionierten nicht mehr. Auch das Gehirn war schwer beschädigt. Am Mittwochabend wurden die Maschinen abgestellt.
Mit Marco Borradori verliert das Tessin einen Vollblut-Politiker und viele einen Freund. Auch wenn seine Partei polarisierte, so wurde Marco Borradori als Mensch geschätzt. 30 Jahre diente er der Politik. Aufgewachsen in Sorengo TI, zieht es den Tessiner nach der Matura nach Zürich, wo er Jurisprudenz studiert. Er wird Anwalt und von 1991 bis 1995 Nationalrat der Lega dei Ticinesi. Zur gleichen Zeit ist er im Stadtrat von Lugano.
Weggefährten stehen unter Schock
Am 2. April 1995 übernimmt Borradori im kantonalen Regierungsrat das Baudepartement und wird viermal wiedergewählt. Bei den kantonalen Wahlen 2007 erreicht er mit über 81'000 Stimmen das beste Ergebnis aller Kandidaten.
Sein Tod ist schwer zu verdauen. Wie unter Schock reagieren seine Weggefährten. «Wir haben für Dich gebetet, so gehofft», schreibt Regierungspräsident Norman Gobbi (44) fast verzweifelt. Bundesrat Ignazio Cassis (60): «Ich bin vom Tod Marco Borradoris zutiefst getroffen, ein lieber Freund seit der Schulzeit. Ein grosser Verlust für Lugano, für das Tessin und für mich persönlich.»